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#74 Das Dorf der dunklen Schatten

Shownotes

Eine leere Schaukel in einem Walnussbaum. Ein Bauernhof, der in Flammen steht. Und ein Geheimnis, über das niemand spricht. Heute – bei Spurlos.

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Redaktion Sylvia Lutz Natalya Prokhorenko

Ton Migo Fecke (Soundhouse Tonproduktionen GmbH)

Eine Produktion der StellaLuisa GmbH In Zusammenarbeit mit Endemol Shine Germany und Rainer Laux Productions

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Transkript anzeigen

00:00:02: Eine leere Schrauckel in einem

00:00:03: Wallnussbaum.

00:00:05: Ein Bauernhof, der in Flammen

00:00:07: steht.

00:00:08: Und ein Geheimnis, über das niemand spricht.

00:00:11: Heute bei Spurlos.

00:00:25: Julia.

00:00:26: Guten Morgen.

00:00:27: Da sind wir wieder.

00:00:28: Da

00:00:28: sind wir wieder.

00:00:30: So, wir sind nicht lange hier, sondern wir springen für unsere Geschichte in deiner alte Heimat.

00:00:36: Und zwar in den Bayerischen Wald.

00:00:38: Ja, genau, stimmt.

00:00:39: Ich war ja schon ein paar Mal im Bayerischen Wald.

00:00:42: Auf der Durchreise nach Österreich.

00:00:44: Auf der Durchreise

00:00:45: nach Österreich.

00:00:46: Du bist durch ein Wolkvorn.

00:00:48: Zu uns

00:00:48: Wolkler.

00:00:49: Und da gibt es viel Wald.

00:00:51: Und ich finde, das ist so geordnet und idyllisch dort diese wunderepschen Dörfer und die Kleinkirchen und die Höfe mit viel Holz und mit Blumen.

00:01:00: Ja, du spielst ja schon.

00:01:02: Du bringst uns schon in Bildern in unsere heutige Geschichte.

00:01:06: Und da bin ich natürlich in Gedanken auch wieder zurückgereist in die Kindheit.

00:01:11: Und gerade in Bezug auf unsere heutige Geschichte gibt es da aber auch, und das ist mir dadurch wieder aufgefallen, es gibt auch noch eine andere Seite, Sylvie.

00:01:23: Wie meinst du das jetzt?

00:01:24: Ich meine die Schattenseite.

00:01:27: Die ist mir in Bezug auf den heutigen Fall wieder in Erinnerung bekommen.

00:01:32: Ja, es war idyllisch, wunderschön, genauso wie du es beschreibst, wie ich es, glaube ich, auch schon oft beschrieben habe.

00:01:40: Aber... Es gab auch vieles über das man gerade auf dem Dorf nicht gesprochen hat.

00:01:46: Dinge wurden so weggeschwiegen und aus Kindersicht, das weiß ich noch ganz genau, wurden die dadurch so geheimnisumwoben und auch ein bisschen gruselig.

00:01:56: Also zum Beispiel gab es eine Bauernfamilie, die hatten einfach ein, ich glaube aus heutiger Sicht würde ich sagen, geistig und körperlich behindertes Kind.

00:02:08: Dort im Dorf, damals bei uns, wurde darüber, wenn wir nicht gesprochen, dieses Kind wurde regelrecht versteckt.

00:02:14: Das hat immer in der Scheune gespielt.

00:02:16: Andere von anderen Höfen haben zu uns da auf dem Dorf gesagt, haltet euch da aber mal fern und so.

00:02:22: Und wir Kinder, wir hatten das Gefühl, da ist ein böses Geheimnis und es wurde so gruselig.

00:02:30: Und eigentlich war da ja einfach nur ein gehandicaptes kleines Mädchen, mit dem wir hätten wahrscheinlich wunderbar spielen können.

00:02:39: Aber keiner hat darüber geredet.

00:02:41: Das wurde gesellschaftlich, damals, es waren die siebziger Jahre, also es ist auch noch nicht hundert Jahre her, war das ein gesellschaftliches No-Go, wahrscheinlich ein behindertes Kind zu haben, fürchterlich.

00:02:54: Und ich glaube, das war auf dem Land hatte das schon nochmal eine andere Qualität als in der Stadt.

00:03:03: Zum anderen kann ich mich zum Beispiel erinnern, es gab einen Bauern, der hat halt alleine gelebt, der war ein bisschen skurril, heute würden wir sagen ein nördiger Typ.

00:03:12: Ich kann überhaupt nichts Böses über den sagen, aber da kursierten die komischsten Geschichten und die Leute sind dann so verstummt, wenn wir Kinder die Ohren gespitzt haben, hat dann bedeutet, wir haben uns alle vor dem gegruselt, Und ich weiß noch, dass ich mich auch mitgeguselt habe und immer einen Bogen um diesen Hof gemacht habe.

00:03:29: Und eigentlich war das wahrscheinlich

00:03:31: einfach ein

00:03:32: Mensch, der nicht so war wie alle und sich vielleicht nicht so gut integriert hat.

00:03:36: Und das war ganz schön grausam.

00:03:38: Ich habe das Gefühl, da ein Schatten zieht gerade über mein Bild vom

00:03:42: Bayerischen

00:03:43: Wald von dieser

00:03:43: Idee.

00:03:44: Nein, das möchte ich natürlich auch nicht.

00:03:45: Aber es gab nun mal auch das.

00:03:48: Genau.

00:03:49: Und ich finde es immer schwierig, was ich nicht mag, ist so über alles immer nur so ein Zuckerguss der Nostalgie drüber schmieren.

00:03:57: Das war nämlich nicht nur so.

00:03:59: Es gab eben beides.

00:04:01: Ich hatte die wunderschönste Kindheit.

00:04:04: Aber dass da eine Modernität einziehen konnte, ich glaube, das hat lange gedauert.

00:04:09: Da hat sich sicher heute einiges geändert und es gibt modernes Landleben und das finde ich auch großartig.

00:04:16: Aber es gab eben diese Geheimniskremerei und diese tabuisierten Themen.

00:04:24: Ich denke, wenn so ein Geheimnis dann einmal so ein dunkles Geheimnis ist, dann wirft es einen Schatten, der dann immer größer wird.

00:04:34: Und genau um ein solches Geheimnis geht es heute.

00:04:37: Ja, es geht um ein Geheimnis, das fast eine Familie zerstört.

00:04:41: Luise erzählt uns in dieser Folge von Spurlos ihre Geschichte.

00:04:46: Es ist eine Geschichte, die zeigt, dass echte Nähe und Vertrauen nicht durch Verschweigen entstehen, sondern durch den Mut zur Wahrheit.

00:04:56: Es ist mitten in der Nacht.

00:04:58: In dem alten Gutshaus ist es dunkel.

00:05:01: Kein Licht brennt und kein Laut ist zu hören.

00:05:05: Alle Bewohner schlafen.

00:05:07: Draußen zieht ein kühler Wind an den Mauern und an den Fensterleden des Hauses entlang.

00:05:13: Er drückt gegen die alten Holzrahmen, umpfeift leise durch undichte Spalten.

00:05:19: Eine schwache Laterne über der Eingangstür wirft ein unruhiges Licht auf das unebene Kopfsteinpflaster im Hof und auf den gewaltigen Walnosbaum, der einige Meter neben dem Haus in diesem Hof steht.

00:05:33: Die Blätter des Baumes rascheln.

00:05:35: An einem der unteren Äste hängt eine Schauke.

00:05:39: Sie bewegt sich leicht, als hätte sie gerade jemand angestoßen oder als würde jemand darauf sitzen.

00:05:46: Jemand der nicht zu erkennen ist.

00:05:49: Im Obergeschoss des Hauses macht plötzlich jemand Licht.

00:05:53: Es ist ein Mädchen.

00:05:55: Es ist etwa zehn Jahre alt und es heißt Luise.

00:05:59: Luise weint.

00:06:00: Sie hat geträumt, wie so oft.

00:06:03: Eine Stimme hatte sie im Traum gerufen und ihr gesagt, sie solle einen Ausgang suchen.

00:06:08: Doch sie war in einem Keller gefangen und dort war es dunkel und feucht und Luise hatte unbeschreibliche Angst.

00:06:16: Und dann immer diese Stimme, du musst einen Ausgang finden.

00:06:21: Luise steht nun auf und läuft barfuß den Flur entlang.

00:06:25: Der Boden ist alt und er knart unter ihren Schritten.

00:06:29: Luise betritt das dunkle Schlafzimmer ihrer Eltern und kriegt Zittern zu ihrer Mutter unter die Decke.

00:06:35: Hast du geträumt, Mommeltilde?

00:06:38: Ja, antwortet Luise.

00:06:40: Es ist immer wieder derselbe Traum.

00:06:42: Ihre Mutter macht

00:06:43: das Licht

00:06:44: an und steht auf, um Luise in der Küche eine warme Milch mit Honig zu machen.

00:06:49: Luise liegt im Bett ihrer Mutter und startet die Decke an.

00:06:52: Das Mädchen ahnt nicht, dass es hier in diesem Haus ein Geheimnis gibt.

00:06:58: Ein Geheimnis, das sie viele Jahre später auf eine lange Suche führen wird.

00:07:03: Dieses Haus wird es dann nicht mehr geben.

00:07:06: Denn der Hof ihrer Eltern wird kurz bevor Luise mit ihren Nachforschungen beginnt, bis auf die Grundmauern

00:07:14: abbrennen.

00:07:15: Alles hier wird Opfer der Flammen, sogar der Walnussbaum im Hof, an dem Luise Schaukel hängt.

00:07:22: Aber noch weiß Luise nichts von diesem Geheimnis.

00:07:24: Und noch steht der Hof ihrer Eltern.

00:07:27: Draußen rauscht der Wind.

00:07:29: Die Schaukel schwingt ein klein wenig stärker.

00:07:32: Und irgendwo im Haus, vielleicht aus dem Keller, klingt es, es würde jemand flüstern.

00:07:42: Die kleine Luise weiß nichts von dem Geheimnis, dass hier auf dem Hof ihrer Eltern vor ihr verborgen wird.

00:07:48: Doch manchmal spürt sie, dass ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt wird.

00:07:52: Etwas bleibt unausgesprochen, das merkt Luise.

00:07:55: Etwas, dass sie tiefer unsichert, ohne dass sie es genau benennen könnte.

00:08:01: Dass da irgendein Geheimnis da ist, ja, schon.

00:08:04: Das habe ich schon gespürt.

00:08:06: Meine Mama hat es einem nicht mehr leicht

00:08:07: gehabt.

00:08:08: Gar nicht mehr leicht.

00:08:10: Sie hat einfach ... Angst hatte, unheimlich Angst.

00:08:16: Und da habe ich gespürt, dass da einfach ein großes Geheimnis da ist.

00:08:22: Das habe ich dann ziemlich schnell erkannt.

00:08:26: Im Laufe dieser Geschichte wird sich zeigen, dass das dunkle Geheimnis, dass Luise da schon als Kind erspürt, beinah alles zerstören wird, was ihr lieb und teuer ist.

00:08:38: Aber wir werden auch sehen, dass Liebe stärker sein kann als jede Wahrheit.

00:08:44: Denn Liebe und darum geht es heute bedeutet nicht nur Nähe und Glück, sondern Liebe kann ja auch bedeuten, dass man Unvollkommenheit aushält.

00:08:54: Liebe bedeutet auch Vergeben, Zusammenhalten, wenn die ganze Welt zerbricht.

00:09:01: Luise wächst in den Sechziger und Siebziger Jahren in einem kleinen, verträumten Ort auf und dieser Ort liegt mitten im Bayerischen Wald und zwar nicht weit entfernt von einer kleinen Stadt, über die wir hier gelegentlich im Podcast sprechen.

00:09:14: Genau, Karm.

00:09:16: Karm ist, man sagt, Grenze zum Bayerischen Wald.

00:09:20: Es ist genau zwischen, also es ist eigentlich Oberpfalz und dann beginnt der Wald.

00:09:25: Wir machen sozusagen das Tor auf zum Bayerischen Wald in Karm.

00:09:29: Und ich muss aufpassen, dass ich heute nicht zu ins Bayerisch verfall und ich hoffe, dass man die Luise gut versteht, weil sie redet schon richtig weutlerisch.

00:09:38: Das hoffe ich doch.

00:09:39: Luise wächst auf einem Bauernhof auf, der gehört ihren Eltern, ihrer Mutter Hilde und ihrem Vater Franz.

00:09:46: Auf dem Hof von Luises Eltern gibt es Kühe und Stiere und Schweine und ein paar Hühner.

00:09:51: Und ein Hahn, der weckt Luise jeden Morgen auf und zwar meist lange bevor ihr wecker klingelt.

00:09:57: Du sagst es so gemütlich, weißt du wie früh das ist?

00:09:59: Das ist im Morgen grauen.

00:10:01: Und das heißt auch nicht umsonst morgen grauen.

00:10:04: Das ist sehr sehr früh, wenn der Hahn.

00:10:05: Was macht er?

00:10:06: Krät.

00:10:07: Krät,

00:10:07: genau.

00:10:08: Ich wollte sagen, wenn der Hahn grockelt.

00:10:09: Wenn der Hahn krät.

00:10:11: Hinter den Stellen baut Luises Mutter Hilde ihr Gemüse an, Karottensalat, Zwiebeln und Kohl.

00:10:17: Alles für den Eigenbedarf.

00:10:19: Neben dem Gemüsegarten stehen einige Obstbäume.

00:10:22: Es sind Äpfel, Zwetschgen und Birnenbäume.

00:10:25: Und sobald die Früchte reif sind, hilft Luise ihrer Mutter mit großer Begeisterung bei der Ernte.

00:10:31: Aber Luises absoluter Lieblingsort ist ein großer, alter Walnussbaum, der im Hof vor dem Wohnhaus steht.

00:10:38: Ihr Vater hat ihr hier eine Schaukel angebracht und hier schaukelt Luise immer, wenn sie träumen oder nachdenken möchte.

00:10:46: Und auch da ist dazu zu sagen, ja auch das ist malerisch, also auch was die da alles angebaut haben etc.

00:10:53: und ich kann mir das auch bildlich vorstellen, wie der Hof aussah.

00:10:57: Aber auch hart, auch damals schon für die Bauern in der Gegend.

00:11:02: So viel haben die Höfe dann oft nicht abgeworfen.

00:11:05: Es war oft schon auch ein karges Leben.

00:11:10: Aber für Luise ist der Bauernhof ihrer Kindheit ein Paradies.

00:11:14: Ein ortvoller Freiheit und voller Abenteuer.

00:11:18: Für ihre Eltern dagegen ist das Leben oft nicht so leicht.

00:11:20: Hilde ist schon morgens bei den Hühnern, bevor die kleine Luise überhaupt die Augen aufmacht.

00:11:25: Und Luises Vater Franz kommt in der Regel erst aus dem Stall, wenn es draußen längst dunkel ist.

00:11:32: Der Hof wirft nicht viel ab und deswegen erledigen Hilde und Franz.

00:11:36: alle arbeiten meist allein.

00:11:39: Ein Auto haben Luises Eltern nicht, aber das braucht ja auch keiner.

00:11:43: Denn wenn es etwas zu erledigen gibt, dann ruft Franz nur alle aufsteigen und schon wissen Luise und ihre Mutter Bescheid.

00:11:50: Dann klettern die beiden zu Franz auf den Traktor und es geht los.

00:11:55: Für Luise sind diese Fahrten mit dem Traktor immer ein herrliches Abenteuer.

00:11:59: Sie liebt es, wenn sie mit ihren Eltern vorbei an den Feldern und den Apfelbäumen in den nahegelegenen Ort fährt.

00:12:07: Wenn ein ganz schlechtes Wetter war, hat mein Papa mit dem Traktor in die Schule gefahren.

00:12:12: Und wir haben mit dem Traktor zum Engkaufen gefahren.

00:12:16: Also eigentlich alles mit dem Traktor.

00:12:18: Und die Kirche.

00:12:19: Jeden Sonntag in der Kirche, in der Früh um sieben, ist immer mein Traktor gewesen.

00:12:25: Wenn Luise heute an ihre Kindheit zurückdenkt, dann sieht sie neben vielen anderen Bildern auch den Traktor vor sich.

00:12:31: Und ihr wird bei all diesen Erinnerungen an eine längst verlorene Welt ganz warm ums Herz.

00:12:36: Tagsüber ist auf dem Bauernhof immer viel zu tun.

00:12:40: Luises Eltern arbeiten von früh bis spät.

00:12:43: Wenn Luise aus der Schule kommt, dann spielt sie oft allein.

00:12:46: Oder sie hilft hier und da mal ein bisschen mit.

00:12:49: Aber wenn die Sonne untergeht und die Arbeit erledigt ist, dann kommt für Luise die schönste Zeit des Tages.

00:12:55: Dann sitzt sie mit ihren Eltern nach dem Abendbrot immer in der Stube an einem alten Holztisch.

00:13:01: und die drei Spielen.

00:13:02: Meist spielen sie Karten oder Dame oder Luises Lieblingsspiel, Mühle.

00:13:07: Wenn das Mühlebrett auf dem Tisch steht, dann ist Luise unschlagbar.

00:13:12: Ihre Eltern lachen oft, wenn Luise schon das achte Mal in Folge gewonnen hat und natürlich unbedingt weiterspielen will.

00:13:19: Vor allem ihr Vater, der lässt sich schmunzeln immer wieder aufs Neue von Luise herausfordern.

00:13:25: Mein Papa war eigentlich schon ein lustiger Jahr.

00:13:29: Der war für alle Späße zu haben.

00:13:31: Er ist vor kleinen Kindern bis zu alte Menschen.

00:13:36: Der hat sich mit alles super gut verstanden und er machte gern Feiern.

00:13:41: Er liebte das.

00:13:42: Einfach viel mit Menschen was zu tun und er hat viel Freude gehabt mit seinem Leben.

00:13:50: Luises Vater ist ein entspannter und warmherziger Mann mit viel Humor.

00:13:54: Und bei ihm darf Luise vieles, was ihre Mutter ihr niemals erlauben würde.

00:13:59: Ein zweites Stück Kuchen.

00:14:00: Barfuß durch den Stall laufen oder abends noch lange draußen bleiben, um Glühwürmchen zu beobachten.

00:14:07: Franz nimmt sich viel Zeit für seine Tochter trotz der vielen Arbeit auf dem Hof.

00:14:12: Er geht mit Luise angeln, er bringt ihr das Fahrradfahren bei und er erklärt ihr geduldig, wie man eine Sense schärft oder eine Kuh melkt.

00:14:19: Luise und ihr Vater, die beiden sind füreinander das Wichtigste auf der Welt.

00:14:27: Da bist du einfach ein und alles für mich.

00:14:33: Das hat er halt immer wieder gesagt.

00:14:35: Ja, ich hab mich sehr geliebt.

00:14:38: Luises Mutter ist eine stille Frau.

00:14:40: Sie ist nicht so offen und so fröhlich wie ein Mann, aber sie ist sehr herzlich und hilfsbereit.

00:14:46: Eine Frau, auf die man sich verlassen kann.

00:14:48: Oft hilft Luise ihrer Mutter in der Küche.

00:14:51: Dann darf sie frisch eingekochte Marmelade kosten, den Teig für den Kuchen kneten oder die Äpfel schälen, während draußen im Hof der Traktor verbeiratert.

00:15:01: Und am liebsten kuschelt sich Luise in diesen Momenten ganz fest an ihre Mama.

00:15:06: In diesen Momenten, wenn der Duft von Zimt und Hefe durch das Haus zieht und der Kuchen im Ofen langsam aufgeht.

00:15:15: Die war Schluss sehr warmherziger.

00:15:18: Sie hat mich über alles gelebt.

00:15:20: Sie hat mir immer viele Bücher geschenkt, weil sie wusste, dass ich gern lese und so.

00:15:27: Und wir haben miteinander auch gekuschelt.

00:15:30: Wir haben miteinander immer fern gesehen, dass ich immer bei ihr ganz nahe nicht miteinander gelegen.

00:15:37: Wenn Luise und ihre Mutter so aneinander gekuschelt auf dem Sofa liegen, dann schauen sie am liebsten Fernsehsendungen wie Dali Dali oder am laufenden Band.

00:15:47: Am laufenden Band, Rudi Carell,

00:15:49: ich hab's

00:15:50: geliebt als Prinz.

00:15:51: Hast du's auch gesehen, wo du immer die Sachen erraten musst, dass sie da vorbeigezogen sind.

00:15:55: Das haben sie auch jetzt wieder irgendwo nachgemacht.

00:15:58: Ah, und dann erst kam ich in die Badewanne bei Oman Opa, dann in den großen Ohrensessel vom Opa, der ist dann aufs Sofa umgezogen.

00:16:06: Dann haben sie mich in eine rosa Decke gemummelt, Äpfchen geschnitten, und dann wurde am laufenden Band geguckt.

00:16:12: Das war schön.

00:16:14: Ja, Luise hat das Gefühl, in einem kleinen Paradies aufzuwachsen, umgeben von den Hühnern, den Obstbäumen und ihren liebevollen Eltern.

00:16:22: Alles hier scheint geordnet, geborgen und verlässlich zu sein.

00:16:28: Aber manchmal hat Luise ein seltsames Gefühl, dann glaubt sie zu spüren, dass irgendwie etwas unausgesprochen ist in der Luft hängt.

00:16:36: Manchmal ist es eine kurze Pause in einem Gespräch, die ein Moment zu lange dauert.

00:16:41: oder ein Blick zwischen ihren Eltern, den sie nicht deuten kann.

00:16:45: Aber dann schüttelt Luise diese Gedanken schnell wieder ab und sie läuft zu ihrer Schaukel unter dem Walnussbaum.

00:16:51: Ich muss mich getäuscht haben, sagt sie dann immer, da war ja nichts.

00:16:55: Und da war ja tatsächlich nichts, nichts Greifbares, nichts Konkretes jedenfalls.

00:17:01: Ja, erst viel später wird Luise erkennen, dass sie sich nicht getäuscht hat, sondern dass es ein Geheimnis auf diesem Hof ihre Eltern gibt.

00:17:10: ein Geheimnis, dass ihre Mutter um jeden Preis bewahren wird.

00:17:16: Und was ich immer so faszinierend finde, ist, dass Kinder ja wie so kleine, feine Seismografen für Dinge sind, die so unausgesprochen sind.

00:17:26: können es gut erspüren.

00:17:27: Die haben diese feinen Sinne noch so richtig.

00:17:31: Luise ist ja einerseits ganz eng und in ganz großer Liebe mit ihrer Mama verbunden, aber sie fühlt eben irgendwie, dass da was zwischen ihnen steht.

00:17:40: Sie fühlt, dass da was ist.

00:17:43: Dass da irgendein Geheimnis da ist, das habe ich schon gespürt.

00:17:46: Der hat das sehr vergegrübelt.

00:17:48: Und sie ist auch immer wenig herausgegangen.

00:17:51: Der hat sie einfach so zurückgezogen.

00:17:54: Sehr zurückgezogen, hat sie sie.

00:17:57: Und dieses Kind, die Luise, merkt, dass die Mutter etwas belastet.

00:18:01: Was sie aber nicht ahnt, Hilde schweigt nicht aus Kälte oder Gleichgültigkeit, sie schweigt aus Angst, aus einer ganz tiefen Furcht heraus, dass das, was sie mit ihrem Schweigen beschützen will, alles zerstören könnte, wenn es ans Licht kommt.

00:18:20: Ja, manchmal hat Luise auch ganz schreckliche Träume, Träume, die sie sich nicht erklären kann.

00:18:25: Bilder, die auftauchen, wie aus dem Nichts.

00:18:27: Sie sind gleichzeitig fremd und doch irgendwie beunruhigend vertraut.

00:18:32: Luise hört dann eine Stimme, die sie wegführen möchte und die immer sagt, geh nach Hause.

00:18:37: Oder sie ist in einem Keller gefangen, in dem es kein Licht gibt und in dem sie füchterliche

00:18:41: Angst hat.

00:18:42: Manchmal irrt sie in ihren Träumen auch durch das Haus ihrer Eltern und immer hat sie diese seltsame Stimme im Ohr.

00:18:50: Der Traum,

00:18:50: einfach

00:18:52: heimgehen zu wollen, bin da einfach irgendwie wach geworden und ich hab da gedacht, jetzt muss ich rundherum aus der Haustür raus und eingehen.

00:19:00: Irgendwie so eine tiefe Stimme, ich soll nach Hause gehen.

00:19:04: Aber

00:19:05: so,

00:19:06: so dass da jetzt jemand gesehen hätte oder was nicht.

00:19:09: Einfach irgendwie so, dann bin ich da aufgestanden und da runter und zu der Haustür.

00:19:16: Das habe ich öfters

00:19:18: gehabt.

00:19:19: Luise ird also in diesen Träumen oft durch das Wohnhaus ihrer Eltern ständig auf der Suche nach einer Türe, nach einem Ausgang.

00:19:27: Und sie hört ihren Namen ganz leise und ganz nah und wacht dann immer mit wildklopfendem Herzen auf.

00:19:33: Und was sagt ihre Mutter zu diesem Träumen?

00:19:36: Sie sagt nichts dazu.

00:19:37: Sie nimmt Luise immer nur in den Arm, wenn die ihr völlig verängstigt von ihren Träumen erzählt.

00:19:42: Aber sie sagt nichts dazu.

00:19:44: Sie ist einfach nur da.

00:19:47: Aber Luise spürt, dass diese Träume ihre Mutter beunruhigen.

00:19:50: Hilde versucht das nicht zu zeigen, aber du hast es ja eben schon gesagt, Kinder brauchen oft keine Worte, um zu merken, dass irgendetwas nicht stimmt.

00:19:59: Manchmal spürt Luise auch außerhalb des Hofes ihrer Eltern diese seltsame, ganz feine Distanz, dieses kleine Gefühl von Fremdsein, dass nur eine Ahnung ist, nichts, dass sie an etwas Konkretem festmachen könnte.

00:20:13: Es sind flüchtige Blicke, ein eilig beendetes Gespräch, vielleicht auch mal ein Lächeln, das ein bisschen künstlich wirkt.

00:20:21: Kleine Gesten der Zurückhaltung, die Luise nicht versteht und auch nicht deuten kann.

00:20:27: Luise fragt sich manchmal, ob sie sich das alles nur einbildet.

00:20:31: Ob sie zu viel hinein liest, in diese nach außen hin ganz harmlosen Situationen.

00:20:36: Doch das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, das

00:20:39: bleibt.

00:20:40: Es gibt allerdings eine Nachbarin, die ihre Verachtung und ihren Hass auf Luise nicht versteckt.

00:20:45: Im Gegenteil, sie lebt ihre Ablehnung für Luise ganz offen aus.

00:20:49: Oft schimpft diese Nachbarin mit Luise wegen Kleinigkeiten zum Beispiel einem falsch geschlossenen Gartentor oder einem zu lauten Lachen.

00:20:58: Aber was noch schwerer wiegt, sie verbietet den anderen Kindern im Dorf mit Luise zu spielen.

00:21:03: Ich war einfach so bitte böse zu mir, obwohl ich nichts gemacht habe.

00:21:07: Ich war ein kleines Kind.

00:21:09: Ich wollte mir mit den anderen Kindern spielen und ich habe geweint.

00:21:13: Ich habe ja oft geweint.

00:21:15: Das tat mir so weh.

00:21:17: Ja, das meine ich, weißte, was ich anfangs beschrieben hab, diese andere Seite.

00:21:22: Luise versteht nicht, warum diese Nachbarin sie so behandelt.

00:21:26: Sie hat nichts falsch gemacht.

00:21:27: Aber sie wird von dieser Frau ausgegrenzt, ohne dass ihr irgendjemand erklärt, weshalb.

00:21:33: Luise fragt manchmal ihre Mama, ob es da ein Geheimnis gäbe, dass sie Luise vielleicht kennen sollte.

00:21:40: Aber Hilde schüttelt dann immer den Kopf.

00:21:42: Sie umarmt ihre kleine Tochter dann fest und schickt sie zurück zum Spielen.

00:21:47: Und auch Luises Vater reagiert auf Luises Fragen immer ausweichend.

00:21:51: Da ist nichts.

00:21:52: Du bist das Wertvollste, was wir haben.

00:21:54: Brummt der meist gutmütig.

00:21:56: Und das ist für ihn Antwort genug.

00:21:59: Aber das Problem mit der Nachbarin, das ist nicht nichts.

00:22:03: Das ist real.

00:22:04: Und manchmal wird Luise von dieser Frau nicht nur mit Worten ausgegrenzt und weggeschickt.

00:22:09: An einem warmen Sommernachmittag fährt Luise mit ihren Rollschuhen die Straße entlang.

00:22:15: Die Nachbarin ist gerade dabei, die Einfahrt zu ihrem Hof zu kehren.

00:22:20: Und ich bin auf der Hauptstrasse vorbei und dann ist ich halb in Besen nachher gegränt.

00:22:26: Da wollte ich mir einfach Angst einjagen, dass ich einfach Angst gehabt habe.

00:22:30: Die wollte mir immer Angst einjagen.

00:22:33: Diese böse Frau.

00:22:35: Diese Nachbarin verjagt Luise mit einem Besen.

00:22:38: Das kann man ja förmlich vor sich sehen.

00:22:40: Ich kann mir das so gut vorstellen, sie vertreibt dieses kleine Mädchen, wie wenn man einen bösen Hund verjagen würde, der am Gartenzaun herumsträunt.

00:22:49: Und Luise kann das natürlich überhaupt nicht verstehen.

00:22:52: Aber dieses Bild, das brennt sich bei Luise ein und zwar bis heute.

00:22:55: Die Nachbarin mit dem Besen in der Hand drohend und zornig und absolut unnachgiebig.

00:23:00: Wie eine Hexe.

00:23:03: Luise versucht in ihrer Panik zu entkommen und verliert dabei fast das Gleichgewicht.

00:23:08: Die Frau läuft hinter ihr Heer und ruft Verschwinde.

00:23:10: Luise kommt kurze Zeit später völlig außer Atem auf dem Hof ihrer Eltern an.

00:23:16: Sie ist verunsichert und irgendwie auch beschämt.

00:23:19: Und das Schlimmste ist, niemand erklärt dir, um was es hier eigentlich geht.

00:23:24: Als sie ihre Eltern fragt, was die Nachbarin gegen sie oder ihre Eltern haben könnte, da weichen ihr Hilde und Franz

00:23:30: aus.

00:23:31: Luises Mutter hat große Angst.

00:23:34: Sie fürchtet, das spürt Luise, dass etwas ans Licht kommen könnte, das verborgen bleiben muss.

00:23:40: Irgendwann bekommt Luise mit, dass die Geschwister ihres Vaters nicht mehr zu ihnen nach Hause kommen dürfen.

00:23:46: Hilde bricht den Kontakt zu ihnen ab.

00:23:49: Tanten und Onkel, die früher gelegentlich zu Besuch kamen, bleiben also plötzlich fern.

00:23:55: Sie sind nicht mehr willkommen auf dem Hof.

00:23:58: Luise weiß nicht, warum ihre Verwandten nicht mehr kommen dürfen.

00:24:01: Vielleicht aus Vorsicht, damit niemand Fragen stellt oder irgendetwas erfährt?

00:24:07: oder wissen sie etwas, das sie nicht wissen sollten.

00:24:10: Mit der Zeit verändert sich die Mutter immer mehr.

00:24:12: Sie war schon immer zurückhaltender und stiller als ihr Mann.

00:24:15: Doch mit den Jahren wirkt für Luise die innere Anspannung ihrer Mutter immer spürbarer.

00:24:22: Sie hat das sehr viel gekrübbelt.

00:24:24: Und sie ist immer weniger rausgegangen.

00:24:27: Die hat sie einfach so zurückgezogen.

00:24:30: Sehr zurückgezogen hat sie sie.

00:24:32: Die hat ein Riesenproblem gehabt, Mama.

00:24:34: Weil sie einfach nie darüber geredet hat.

00:24:36: Ich glaub fast, dass Depressionen gehabt hat.

00:24:39: Das war ganz schwer für sie.

00:24:41: Sie ist doch richtig krank geworden.

00:24:44: Und trotz allem sind Luise und ihrer Mutter ein Herz und eine Seele.

00:24:48: Sie sind einander ganz eng verbunden.

00:24:50: Und Luise liebt ihre Mutter bedingungslos.

00:24:54: Auch wenn sie nicht begreift, was da zwischen ihnen steht und welches Geheimnishilde da so krampfhaft zu hüten versucht.

00:25:00: Ja und das ist ja auch voll anstrengend.

00:25:02: Also Geheimnisse erzeugen ja so eine starke emotionale Spannung.

00:25:09: Dieses Verdrängen von Wahrheit, das kostet ja unheimlich viel Kraft.

00:25:12: Also der Versuch, eine Wahrheit zu kontrollieren oder zu verstecken, führt oft dazu, dass die Betroffenen Übermäßig wachsam sind so fast Paranoid und alle im Umfeld immer überprüfen.

00:25:27: Spricht jemand darüber oder habe ich was Verräterisches gesagt?

00:25:31: Und kann man sich ja vorstellen, so eine dauerhafte Anspannung, dass das bis zu einer Depression führen kann, ist ja eigentlich logisch und das scheint Luise bei ihrer Mutter ja jetzt auch zu beobachten.

00:25:45: Ja, es schiebt sich etwas zwischen Mutter und Tochter, denn Vertrautheit und Nähe basieren ja auf Ehrlichkeit und wer so behaulich schweigt wie Hilde, der verliert irgendwann die Verbindung selbst zu den Menschen, die ihm am allernächsten stehen.

00:26:01: Und so wie Luise ihrem Mama beschreibt, hat man das Gefühl, dass die Angst sie innerlich regelrecht auffrisst.

00:26:07: Es ist so tragisch, diese Frau versucht da ja anscheinend wirklich ein Geheimnis zu wahren.

00:26:14: um ihre Liebsten zu beschützen, aber es passiert ja genaues Gegenteil.

00:26:19: Also sie zerstört ihr eigenes Leben, dieses Bild der Schatten, um ein Geheimnis.

00:26:24: Dieser Schatten wird immer größer und trennt eigentlich sie immer mehr von allen anderen, wahrscheinlich auch von ihrem Mann.

00:26:33: Also dem hat sie ja sogar verboten, die Geschwister einzuladen und sie macht es ihrem Kind, ihrem kleinen Mädchen.

00:26:40: Unnötig schwer.

00:26:41: Sie gibt dir keine Chance zu verstehen, was da eigentlich los ist.

00:26:46: Ab dem dritten Schuljahr müssen die Kinder in Luises Klasse bei der Zeugnisausgabe ihre persönlichen Daten nennen, und zwar laut und vor allen Kindern.

00:26:54: Als Luise dran ist, nennt sie ganz korrekt ihren Namen und ihr Geburtsdatum.

00:27:00: Aber als Geburtsort gibt sie, wie alle anderen Kinder auch, die Kleinstadt an, in der sie lebt.

00:27:06: Unruhe entsteht im Klassenraum.

00:27:08: Die Lehrerin schüttelt den Kopf.

00:27:10: Nein, Luise, du bist nicht hier geboren.

00:27:13: Du bist in München zur Welt gekommen.

00:27:16: Aber Luise besteht darauf, sie ist hier geboren.

00:27:18: So hat es ihr ihre Mutter jedenfalls immer erzählt.

00:27:21: In der Klasse wird getuschelt und einige Kinder lachen.

00:27:25: Hier steht München in deinen Unterlagen, sagt die Lehrerin.

00:27:29: Dann bin ich heim und hab immer geweint.

00:27:32: Dann bin ich mit meiner Mama und hab sie mir wieder gefragt.

00:27:37: Was jetzt da stimmt.

00:27:38: und nein, das stimmt nicht.

00:27:41: Die Lügen, das stimmt schon.

00:27:45: Was du jetzt wohnst, da bist du geboren.

00:27:49: Luise ist innerlich zerrissen.

00:27:51: Sie kann sich nicht erklären, wie ihrer Schule dieser Fehler unterlaufen konnte.

00:27:55: Und auf der anderen Seite versteht sie nicht, wieso ihre Mutter so mauert, wieso sie nicht zur Schule geht, um das Missverständnis aufzuklären.

00:28:03: Hilde antwortet auf Luises Fragen immer nur mit den Worten, die lügen.

00:28:09: Luise beginnt zu zweifeln an der Schule, an ihrer Mutter, an sich selbst.

00:28:14: Wem soll sie glauben?

00:28:15: Einer Seite muss sie doch vertrauen, aber eine Seite lügt.

00:28:19: Welche und warum?

00:28:22: Ja, aber

00:28:43: die Irritation über den Geburtsort ist nicht die einzige beunruhigende Sache.

00:28:48: Da ist nämlich noch etwas.

00:28:50: Als Luise noch klein war, hat sie ja manchmal gespürt, dass es etwas gab, das ihr verheimlicht wurde.

00:28:56: Aber nun in der dritten Klasse, da rufen es ihr die Kinder laut hinterher.

00:29:01: Das war für mich immer ganz

00:29:03: schlimm.

00:29:03: Da

00:29:04: habe ich immer geweint, weil ich weiß, was ich

00:29:06: lacht

00:29:07: habe.

00:29:07: Und dann beim Schulheim gehen immer Weisenkind, Weisenkind gesagt haben.

00:29:13: Ich habe mir gedacht, wieso sagt es immer Weisenkind zu mir?

00:29:17: Ich habe da ein Mama und Papa.

00:29:21: Natürlich spricht Luise auch das bei ihrer Mutter an.

00:29:24: Und wie zu erwarten ist, reagiert die auch auf dieses Thema ablehnend.

00:29:29: Warum die anderen Schüler Weisenkind hinter Luise herrufen, das klärt sie nicht auf.

00:29:34: Also es ist ja spätestens jetzt aber eigentlich schon länger klar, was da los ist.

00:29:40: Aber

00:29:41: klar ist auch, dass diese Mutter anscheinend eine übergroße Angst davor hat, dass sich etwas zwischen ihr und Luise schiebt, wenn sie das ausspricht.

00:29:51: und was sie anscheinend überhaupt nicht versteht oder erkennt ist, dass das, was sie tut, alles noch schlimmer macht und dass sich dadurch ein Graben zwischen Mutter und Kinder entwickelt, durchs Lügen und durchs Schweigen.

00:30:06: Ich war dann direkt ärgerlich, so richtig ärgerlich, weil ich mir dann Fragen gestellt habe und ich habe halt dann immer geweint.

00:30:14: Ich war total traurig.

00:30:17: Da ist hier irgendwas, und warum erzählst du nicht alles genau?

00:30:22: Und das ist so hin und her gegangen.

00:30:24: Und sie ist dann ärgerlich geworden, anscheinbar hilflos, keine Ahnung.

00:30:28: Und ich hab halt dann gar nicht wieder.

00:30:31: Natürlich ahnt Luise inzwischen, worum es hier geht.

00:30:34: Ihr Blick in den Spiegel, der ist jetzt anders als früher.

00:30:37: Früher, da hat sie sich einfach nur kurz angesehen und ganz flüchtig überprüft, ob ihre Haare noch ordentlich im Zopf sitzen und ob die Knöpfe ihres Kleides alle zu sind.

00:30:47: Aber jetzt betrachtet sich Luise mit anderen Augen.

00:30:49: Sie schaut genauer hin und sie sucht nach Ähnlichkeiten.

00:30:53: Aber sie entdeckt nichts.

00:30:54: Und zwar nichts, das darauf schließen ließe, dass sie das leibliche Kind von Hilde und Franz ist.

00:31:01: Obwohl allen klar sein müsste, dass Louise nun ahnt, dass ihre Eltern vielleicht nicht ihre leiblichen Eltern sind, bringen die es immer noch nicht über sich, ihrer Tochter die Wahrheit zu sagen.

00:31:13: Louise ist tief enttäuscht über das Verhalten ihrer Mutter.

00:31:16: Sie fühlt sich verraten und sie fühlt sich allein gelassen, auch ausgeliefert.

00:31:21: Denn alle anderen im Dorf scheinen ja diese Wahrheit zu kennen.

00:31:25: Nur sie, Louise nicht.

00:31:30: Ja, das ist so traurig, denn eben oft verwandelt sich dann ein Geheimnis, das so lange verschwiegen wird.

00:31:38: Ja,

00:31:39: kann man das sagen, in einem Verrat eigentlich, aus einem Geheimnis wird ein Verrat.

00:31:43: Denn die Mutter macht ja ganz deutlich, dass sie Luise und der Liebe nicht traut.

00:31:48: Also sie traut ihr das nicht zu.

00:31:50: dass ihre Liebe das aushalten könnte, die Wahrheit.

00:31:53: Unbeschadet überstehen würde.

00:31:55: Ja,

00:31:55: das ist so schade.

00:31:56: Wobei ich da noch eins einfügen möchte.

00:32:00: Ich finde trotzdem, dieses Thema Wahrheit ist ja ein sehr vielschichtiges Thema.

00:32:07: Es gibt sicher Situationen, wo es vielleicht doch ratsam ist, eine Wahrheit zu verschweigen.

00:32:17: Also, ich möchte jetzt gar kein so konkretes Beispiel machen, aber so eine ganz grausame Wahrheit, wo man weiß, das kann zu nichts Gutes außer zu schlechten Gefühlen führen.

00:32:29: Also, ja, kann man das Frommelüge nennen.

00:32:32: Ja, weiße Lüge, vielleicht.

00:32:34: Ja, ist vielleicht noch ein schöneres Wort.

00:32:36: Also ich persönlich, ich weiß nicht, wie du es hältst, ich bin keine Verfechterin immer der Unbedingten.

00:32:45: Ja, also ohne Bedingung, bedingungslose Wahrheit in jedem Fall.

00:32:49: Wie siehst du das?

00:32:50: Ja, das sehe ich genauso.

00:32:51: Ich finde, dieses Risiko, den anderen zu verletzen, das ist schon hoch, wenn du gewisse Wahrheiten aussprichst.

00:32:59: Genau.

00:33:01: Wobei das auch eine Einzelfallentscheidung ist, das

00:33:04: mag

00:33:04: hier vielleicht ein bisschen anders gelagert

00:33:07: sein.

00:33:08: Ja, und... für die Geschichten, wo es unsere Arbeit berührt, also alles, wo es um Adoption geht, wer sind meine leiblichen Eltern, wer sind meine leiblichen Verwandten, würde ich immer die Wahrheit vorziehen.

00:33:23: Es hat ja auch jeder einen Recht, auf seine Herkunft sozusagen.

00:33:26: Genau.

00:33:27: Also ich meine auch mit diesen, wie du es nennst, weiße Lüge, ich meine da andere Geschichten.

00:33:33: Aber ich finde immer so dogmatisch, man muss

00:33:36: immer

00:33:36: nur die unbedingte Wahrheit über alles sagen.

00:33:39: kann man so auch nicht sagen.

00:33:41: Einzelfall Entscheidung letztendlich.

00:33:44: Wie reagiert denn Luises Vater?

00:33:47: Auch der sagt nichts.

00:33:49: Aber Luise und ihr Vater, die verstehen sich auch ohne Worte.

00:33:52: und Luise spürt, dass Franz vielleicht offener wäre, wenn er sich nicht Hilde gegenüber verpflichtet fühlen würde.

00:34:00: Aber die Ehe ihrer Eltern, die leidet mit den Jahren unter dem Druck, den Hildesangst vor der Wahrheit erzeugt.

00:34:07: Ich hab schon gekannt, dass sie auch schon Reiber rein gehabt haben.

00:34:11: Miteinander.

00:34:13: Dass sie auch miteinander nicht so richtig mehr waren.

00:34:18: Tja, ein schleichendes Gift.

00:34:21: Und Luise will die Wahrheit wissen.

00:34:23: Sie braucht Gewissheit, ein klares Wort.

00:34:26: Ein ehrliches Ja, so ist das.

00:34:28: Und ja, so war es.

00:34:30: Aber da ist ihre Mutter ... die das wahrscheinlich auch selber nie gelernt hat.

00:34:35: Das muss man auch sagen, die ist wahrscheinlich auch gefangen in ihrer Erziehung und was sie früher erlebt hat.

00:34:40: Die ist auch in ihrer Angst gefangen und sie versucht, ein Bild aufrechtzuerhalten, dass es gar nicht gibt.

00:34:46: Sie hat dieses Kind großgezogen, sie hat es behütet und ihr ein Zuhause gegeben.

00:34:50: Und was, wenn das alles nicht mehr zählt, wenn die Wahrheit dann alles zerstört, wenn Blut dicker als Wasser ist und auch die Bindung zerstört?

00:35:00: Für sie ist die Wahrheit jetzt nicht nur ein Gestärk sondern ein ganz großes Risiko, nämlich das Risiko, dieses geliebte Kind zu verlieren.

00:35:09: Da ich dann immer irgendwie so aufgeregt bin und dann irgendwie ins Ärgerliche mitgekommen.

00:35:15: Wenn ich immer so Nachwort habe, das wollte ich immer nicht, das nachbohren.

00:35:19: Weil ich habe halt immer wieder, immer wieder habe ich angefangen.

00:35:24: Luise bohrt noch einige Monate nach, aber dann hört sie auf zu fragen.

00:35:28: Sie merkt, dass diese Gespräche und diese Bitten um die Wahrheit ihrer Mutter quälen.

00:35:33: Aus Liebe zu ihr schweigt sie und sie reimt sich zusammen, was wohl hinter dem Schweigen ihrer Mutter steht.

00:35:39: Wahrscheinlich, dass sie nicht das Kind von Hilde und Franz ist, nicht das leibliche Kind jedenfalls, denn an Luises Liebe zu ihren Eltern daran ändert sich ja gar nichts.

00:35:49: Sie fühlt sich als deren Kind, egal was passiert ist, bevor sie zu Hilde und Franz auf den Hof gekommen

00:36:06: ist.

00:36:13: Luise ist jetzt fünfzehn Jahre alt.

00:36:15: Sie macht sich Sorgen um ihre Mutter.

00:36:17: Und andererseits fragt sie sich natürlich oft, woher sie eigentlich kommt.

00:36:22: Aber ihr Leben läuft jetzt in geordneteren Bahnen.

00:36:25: Luise ist sehr gut in der Schule und sie hat inzwischen enge Freunde gefunden.

00:36:29: Die Zeiten, in denen die Nachbarin die Kinder des Ortes gegen Luise aufhetzen konnte, sind vorbei.

00:36:36: Die Zeiten, in denen sie eine Fremde war, nicht aus dem Dorf kam, das Mädchen aus München, die liegen nun hinter ihr.

00:36:43: Sie ist jetzt eine Jugendliche und ihre Freunde interessieren sich nicht für Luise's Herkunft.

00:36:48: Für sie zählt, wer Luise heute ist.

00:36:51: Und das gibt ihr zum ersten Mal das Gefühl, wirklich dazu zu gehören.

00:36:55: Aber was Luise sich überhaupt nicht erklären kann, manchmal quälen sie ganz seltsame Ängste.

00:37:01: Das sind keine konkreten Sorgen, sondern eher Bilder, die ein Gefühl von Panik in ihr auslösen.

00:37:07: Dann sieht sie sich selbst in einem Bett liegen, in einem unbekannten Raum, ganz allein.

00:37:12: Und sie ruft um Hilfe, doch niemand antwortet, niemand kommt.

00:37:15: Und Luise hat dann das Gefühl, völlig hilflos zu sein.

00:37:19: Und sie hat Angst vergessen zu werden und ganz allein zu sein.

00:37:23: wenn sie jemanden braucht.

00:37:25: Ja, und auch da kann man sich ja vorstellen, an was sie sich da wahrscheinlich erinnert, an wahrscheinlich die früheste Kindheit.

00:37:32: Das klingt total schrecklich nach einem Gefühl des Ausgeliefertseins, dass sie da liegt und da kommt niemand.

00:37:41: Ja, da kann man sich ja schon ein bisschen was drunter vorstellen.

00:37:46: Luise kann sich diese Ängste nicht erklären.

00:37:48: Sie hat ja ihre Eltern und inzwischen hat sie eben auch diese Freunde gefunden.

00:37:52: Es geht ihr gut, aber je älter sie wird, desto mehr belasten sie diese Angstvorstellung.

00:37:59: Und was Luise zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen kann, es gibt noch ein weiteres Geheimnis in ihrem Leben.

00:38:06: Eines von dem auch ihre Mutter wahrscheinlich gar nichts ahnt.

00:38:12: Luise wird älter und sie beendet die Schule mit einem sehr guten Abschluss und sie beginnt mit einer Ausbildung zur Kaufrau im Einzelhandel.

00:38:20: Sie wohnt noch zu Hause auf dem Hof ihrer Eltern, aber ihrer Mutter geht es gesundheitlich immer schlechter.

00:38:25: Sie muss wegen ihrer Herzprobleme oft für längere Zeit ins Krankenhaus.

00:38:31: Luise hilft ihrem Vater dann bei der Arbeit auf dem Hof, wenn sie abends nach Hause kommt.

00:38:35: Wenn Hilde nicht im Krankenhaus ist, sondern zu Hause, dann spielen die drei nach dem Abendessen in der Stube oft Karten oder Dame und Mühle genauso wie früher.

00:38:46: Luise weiß immer noch nicht genau, was ihre Mutter da all die Jahre verheimlicht.

00:38:50: Sie ahnt es, aber Hilde hat Luises Verdacht oder ihre Vermutung nie bestätigt.

00:38:55: Im Gegenteil.

00:38:57: Sie hat immer abgestritten, dass da irgendetwas ist.

00:39:00: Aber trotz all der unausgesprochenen Worte und trotz der Distanz und der Enttäuschung, die Hildes Schweigen natürlich geschaffen hat, bleibt Luises Liebe zu ihrer Mutter unerschütterlich.

00:39:12: Luise fühlt sich ihrer Mutter verbunden, denn sie spürt, dass die sie immer noch beschützen will und dass sie einfach keinen anderen Weg sieht, als weiter zu Schweigen.

00:39:23: Luise ist jetzt neunzehn Jahre alt und sie lernt Markus kennen, einen jungen Mann, der auch gerade eine Ausbildung macht und Luise und Markus verlieben sich ineinander und es dauert nicht lange, bis Markus Luise bittet, seine Frau zu werden.

00:39:37: Und Luise, die sagt natürlich ja.

00:39:40: Die beiden finden ein eigenes Haus in der Nähe des Bauernhofes von Hilde und Franz, also von Luises Eltern und sie ziehen schon vor der Hochzeit dort ein.

00:39:50: Luises Eltern freuen sich, sie schätzen Markus sehr und sie kommen jetzt oft vorbei, um Luise und ihren Verlobten in dem neuen Haus zu besuchen.

00:39:58: Alle sind sehr aufgeregt und sie nun begeistert der Hochzeit entgegen.

00:40:02: Ja, die Hochzeit.

00:40:05: Für die Trauung beantragt Luise Unterlagen in München, wo sie ja geboren wurde.

00:40:10: Und wenige Tage später liegt ein brauner Umschlag in ihrem Briefkasten mit dem Stempel eines Münchner Standesamtes.

00:40:18: Luise öffnet ihn zunächst achtlos.

00:40:21: In Gedanken ist sie bei ihrem Brautkleid und dem Sitzplan für das Essen nach der Trauung.

00:40:26: Aber dann sieht sie auf einem der Dokumente etwas, das sie erstarren lässt.

00:40:31: Da steht es.

00:40:34: Unter der Rubrik Mutter ist nicht Hildesname eingetragen.

00:40:38: Da steht der Name einer anderen Frau.

00:40:42: Anneliese Schneider steht da.

00:40:45: Und unter Vater findet Luise gar keinen Eintrag.

00:40:49: Da habe ich dann nur den Namen von meiner Mutter gelesen.

00:40:53: Dann habe ich gewusst, ich heiße sie so und so und so.

00:40:56: Und da habe ich dann mit meinem Papa gekriegt.

00:40:59: Das war ganz locker eigentlich.

00:41:01: Und mein Papa hat auch gesagt immer, ja, ich hätte es dir immer gesagt.

00:41:07: Aber Mama wollte es mir nicht.

00:41:09: Ich wollte immer haben, dass sie es sagt, immer.

00:41:12: Aber

00:41:12: er hat gesagt, ich habe er nicht derft.

00:41:15: Mir hat es ja nicht erlaubt.

00:41:17: Für mich wäre das kein Problem gewesen.

00:41:19: Überhaupt nicht.

00:41:22: Luises Vater wirkt erleichtert.

00:41:25: Endlich kann er reden.

00:41:27: Luise hat die Information, dass sie von Hilde und ihm adoptiert wurde, nun schriftlich.

00:41:32: Franz ist ein selbstbewusster Mann, der keine Momente daran gedacht hat, dass Luise ihn weniger lieben könnte, wenn sie die Wahrheit wüsste.

00:41:40: Und Luises Verhältnis zu ihrem Vater wird jetzt fast noch inniger als zuvor.

00:41:45: Jetzt, wo das Geheimnis endgültig benannt ist.

00:41:48: Luise erzählt auch ihre Mutter, was sie da in den Unterlagen gesehen hat.

00:41:53: Aber die kann nicht aus ihrer Haut.

00:41:55: Sie wird zu keinem Zeitpunkt ihres Lebens zugeben, dass Luise nicht ihr Kind ist.

00:42:02: Eine war ich unsachbar traurig.

00:42:03: Ich hab schon festgeweint, weil wenn man ja auch denkt

00:42:06: hat,

00:42:06: wir hätten eigentlich schon viele Sachen leichter haben können.

00:42:11: Ab dem Moment, wo wir zumindest mir geheiratet haben, dass das zumindest an dieser Mal gesagt hätte.

00:42:18: Hilde geht es nach der Hochzeit immer schlechter.

00:42:20: Oft ist sie jetzt wochenlang im Krankenhaus.

00:42:23: Doch als Luise ihr erstes Kind bekommt, erscheint sich etwas in Hilde zu verändern.

00:42:28: Trotz ihrer körperlichen Schwäche blüht sie auf.

00:42:31: Sie wird zu einer liebevollen und stolzen Großmutter.

00:42:33: Wenn sie zu Hause ist, verbringt sie jede Minute mit dem kleinen Mädchen.

00:42:38: Sie verwöhnt ihre Enkelin mit großer Zärtlichkeit und oft trägt sie sie durch die Stube, als halte sie ein kleines Wunder in den Armen.

00:42:47: Luise weiß inzwischen, dass sie mit etwas mehr als drei Jahren adoptiert wurde.

00:42:53: Und oft betrachtet sie ihre Mutter und ihr Kind und stellt sich vor, dass ihre Mutter nun die Jahre und Entwicklungsschritte mit ihrer Enkelin nachholt, die sie mit ihrem eigenen Kind, also mit ihr, mit Luise, ja gar nicht erleben durfte.

00:43:10: Ich finde, das ist ein schöner Gedanke, ist auch sehr anruhend.

00:43:14: Hilde stirbt, als ihr Enkelkind drei Jahre alt ist.

00:43:18: Die Nachricht trifft Luise mit voller Wucht.

00:43:20: Obwohl sie gewusst hat, dass ihre Mutter schwer krank ist, fühlt sich der Verlust für sie doch überraschend und unwirklich an.

00:43:27: Für Luise war Hilde immer ihre Mama, ihre einzige Mama.

00:43:31: Hilde war die Frau, die ihr im Pflaster auf das Knie geklebt hat, wenn sie gestürzt war, und sie war die Frau, die nachts an ihrem Bett saß, wenn sie nicht einschlafen konnte.

00:43:41: Sie war die Frau, die Luise Bücher geschenkt hat, obwohl das Geld immer knapp war.

00:43:46: Hilde war keine Bilderbuchmama mit all ihren Ängsten und ihren Geheimnissen, aber sie war Luises Zuhause und der Mensch, der sie auf dieser Welt am meisten geliebt hatte.

00:43:58: Sie war eben einfach Luises Mama.

00:44:01: Und an der Stelle können wir eigentlich nur hoffen, dass diese Mutter das auch irgendwie doch gespürt hat, dass sie von dem Kind so geliebt wurde.

00:44:10: Also, dass die Angst nicht größer war als die Liebe, die sie gespürt hat.

00:44:15: Das würde ich mir wünschen für sie.

00:44:18: Ich finde es schon ungewöhnlich, dass sie das bis zum Tod einfach nicht einmal über die Lippen bekommen hat.

00:44:23: Obwohl

00:44:23: alles schon so offensichtlich und klar war.

00:44:26: Ja.

00:44:31: Der hat ja der Geheimnis mitgenommen.

00:44:33: Der hat das nie ...

00:44:37: Ein Jahr nach Hildes Tod kommt es zu einer schrecklichen Katastrophe.

00:44:41: Als Luise und ihr Vater an einem warmen Sommernachmittag im Juni bei Luise zu Hause zusammensitzen, deutet nichts darauf hin, dass sich gerade ein fürchterliches Unglück zusammenbraut.

00:44:53: Luises Kinder spielen auf dem Rasen und ihr Vater genießt sein Apfekuchen, als plötzlich das Telefon klingelt.

00:45:01: Es ist die Feuerwehr.

00:45:03: Der Hof von Luises Eltern steht in Flammen.

00:45:06: Luise und ihr Vater machen sich sofort auf den Weg.

00:45:10: Vor Ort erkennen sie direkt, dass hier nichts mehr zu retten ist.

00:45:14: Das Feuer breitet sich rasend schnell aus und alle Bemühungen es unter Kontrolle zu bringen scheitern.

00:45:21: Der Hof brennt bis auf die Grundmauer nieder.

00:45:24: Zum Glück kommt niemand zu schaden, auch die Tiere nicht.

00:45:28: Aber das Wohnhaus, die Stelle, die Obstbäume und hildes liebevoll gepflegter Gemüsegarten fallen den Flammen zum Opfer.

00:45:36: Genau wie der große Weinusbaum, an dem Luise Schaukel hing.

00:45:40: Es ist nichts mehr übrig.

00:45:41: Nur Asche und verkohlte Reste erinnern noch an das, was hier früher war.

00:45:47: Die Ursache für den Brand konnte nie geklärt werden.

00:45:51: Luise und Franz sind erschüttert.

00:45:53: Sie können den Verlust kaum fassen.

00:45:55: Dieser Hof war für sie viel mehr als ein Gebäude mit Stellen und Gärten.

00:46:00: Es war ein Stück Familiengeschichte, ein Ort voller Erinnerungen an die vergangenen Jahre, an Luises Kindheit, an lustige Spieleabende und vor allem an die Mutter.

00:46:11: Franz findet nun ein neues Zuhause bei Luise.

00:46:14: Sie bittet ihn nämlich zu ihr und ihrer Familie zu ziehen in ihr Haus und ihr Vater nimmt das Angebot dankend

00:46:20: an.

00:46:21: Luise hatte zu Lebzeiten ihrer Mutter keine Nachforschungen nach ihrer leiblichen Familie angestellt.

00:46:27: Sie wollte sie nicht verunsichern oder kränken.

00:46:30: Aber nun sind einige Jahre seit ihrem Tod vergangen und Luise will jetzt endlich wissen, wo sie herkommt.

00:46:37: Mit etwas mehr als drei Jahren kam Luise zu ihren Eltern.

00:46:41: Zuvor war sie, so erzählt es ihr Vater, bei einer Pflegefamilie.

00:46:46: Dort hätten er und Hilde sie abgeholt.

00:46:49: Franz erinnert sich noch an den Namen und die Adresse der Pflegemutter.

00:46:53: Luise und ihr Mann beschließen, zu dieser Adresse zu fahren.

00:46:58: um zu sehen, ob sie dort etwas in Erfahrung bringen können.

00:47:01: Sie setzen sich in ihr Auto und treffen am frühen Nachmittag in dem Ort und der Straße ein, die Franz Ihnen genannt hat.

00:47:08: Sie klingeln an der Tür des Hauses, indem nur dieses Eltern sie vor vielen Jahren abgeholt haben.

00:47:15: Aber niemand öffnet.

00:47:18: Wir sind in der Straße gestanden vor dem Haus.

00:47:21: Und dann ist ein Alter herangefahren.

00:47:24: Die ältere Tochter ist da gefahren und der Name ist eine alte Frau gesessen.

00:47:30: Die ältere Dame verschwindet im Haus und Luise ergreift die Gelegenheit, mit der jüngeren Frau zu sprechen.

00:47:36: Und es stellt sich heraus, dass deren Mutter tatsächlich früher Pflegekind hatte.

00:47:41: Sie bittet Luise und ihren Mann hinein ins Haus.

00:47:44: Und Luise begrüßt nun die ältere Dame und sie stellt sich vor.

00:47:48: Als sie ihren Namen nennt und erzählt, dass sie hier als Pflegekind untergebracht war, ist die alte Dame schockiert.

00:47:55: Wie du zu uns gekommen bist, hat es gesagt.

00:47:59: Du bist in einer so schlechten Zustand gekommen, fast dramatisiert irgendwie.

00:48:04: Sehr ängstlich, ja.

00:48:06: Die Dame erzählt, dass Luise mit knapp drei Jahren zu ihnen kam und dass sie in einem fürchterlichen Zustand war.

00:48:13: Sie war völlig verdreckt, unterernährt und sie schrie den ganzen Tag.

00:48:18: Sie hatte panische Angst vor Erwachsenen, vor Kindern und sogar vor Kuscheltieren.

00:48:23: Luise war ein völlig verzweifeltes, kleinen Kind, das absolut außer sich war.

00:48:28: Luise war vorher in einer anderen Pflegefamilie untergebracht gewesen und dort war sie fast drei Jahre lang schwer mishandelt und vernachlässigt worden.

00:48:37: Sie hatte oft nichts zu essen und zu trinken bekommen und man hatte sie manchmal tagelang ganz allein in ihrem Bett liegen lassen, wo sich die kleine Luise Stunde um Stunde vor Angst die Seele aus dem Leib schrie.

00:48:52: Sie wurde im Dunkeln eingesperrt, vielleicht in einem Keller, aber das ist nicht mehr nachzuvollziehen.

00:48:58: Das Jugendamt hatte das kleine Mädchen schließlich aus dieser Pflegefamilie herausgeholt und sie an die Pflegemutter übergeben, in deren Wohnzimmer die völlig fassungslose Luise jetzt steht.

00:49:11: Es ist unbegreiflich, dass man so hilflos ausgesetzt ist und alles ertragen

00:49:17: muss.

00:49:18: Ein Baby, so hilflos, ist unbegreiflich.

00:49:24: Luise fragt ihre ehemalige Pflegemutter, ob sie etwas über ihre leibliche Mutter weiß.

00:49:29: Aber die alte Dame schüttelt den Kopf.

00:49:31: Sie hat damals nur gehört, dass Luises Mutter ihr Kind direkt nach der Geburt weggegeben hätte.

00:49:37: Und so sei Luise dann in der Pflegefamilie gelandet, in der sie so misshandelt worden war.

00:49:42: Ihre leibliche Mutter, die hatte sich nie hier bei ihnen gemeldet.

00:49:46: Luise war damals nur ganz kurz bei ihr, nur wenige Monate.

00:49:49: Dann seien ihre Adoptiveltern gekommen und hätten sich auf der Stelle in sie verliebt.

00:49:54: Und Luise dann, nachdem alle Formalitäten erklärt waren, mitgenommen.

00:49:58: Er schüttert, fährt Luise zusammen mit ihrem Mann nach Hause.

00:50:02: Sie startet aus dem Fenster des Wagens und sie kann kaum glauben, was sie da gerade erfahren hat über den Beginn ihres Lebens, über die Jahre, bevor sie zu der netten Pflegemutter und dann zu ihren Eltern kam.

00:50:16: Als sie zu Hause ankommt, fragt sie ihren Vater, ob er darüber Bescheid gewusst hätte, was ihr in den ersten Lebensjahren wiederfahren sei.

00:50:24: Nein, sagt er.

00:50:26: Das sei weder ihm noch ihrer Mutter erzählt worden.

00:50:29: Jetzt möchte Luise Klarheit und Antworten.

00:50:32: Sie geht zur Gemeinde und versucht dort etwas über ihre leibliche Mutter herauszubekommen.

00:50:37: Aber die Mitarbeiterin verweist Luise nach München.

00:50:40: Dort müssten die Unterlagen archiviert sein, die sie auf die Spur ihrer Mutter führen könnten.

00:50:45: Aber in München kann dann Luise nicht helfen, denn der Name ihrer Mutter, so wird ihr gesagt, reicht nicht aus, um weitere Informationen zu finden.

00:50:55: Und so vergehen ein paar Jahre und immer wieder geht Luise zum Amt immer in der Hoffnung, dass es doch eine Möglichkeit gibt, ihre Mutter zu finden.

00:51:03: Aber es gibt keine Entwicklung.

00:51:06: Luise hat nur den Namen ihrer leiblichen Mutter, Anneliese Schneider.

00:51:10: Und mit diesem Namen kommt sie überhaupt nicht weiter.

00:51:14: Oft malt sich Luise aus, wer ihre Mutter gewesen sein könnte.

00:51:18: In ihren Gedanken war sie eine junge Frau, Kaum älter als ein Mädchen, plötzlich schwanger, allein und überfordert.

00:51:25: Vielleicht hatte sie niemanden der zu ihr stand, keine Helfen der Hand, keine Unterstützung.

00:51:31: Und so blieb ihr nichts anderes übrig, als ihr Kind schweren Herzens wegzugeben.

00:51:36: Das ist Luises Hoffnung, dass sie aufgrund einer Notsituation in fremde Hände gegeben wurde.

00:51:43: Jahrelang bewegt sich nichts.

00:51:45: Immer wieder versucht Luise, ihre Mutter Anneliese zu finden, aber es fehlt jede Spur von ihr.

00:51:52: Im Jahr ist es wieder aufs Amt, um zu hören, ob es vielleicht neue Informationen gibt.

00:51:58: Die Mitarbeiterin schüttelt den Kopf, aber dann sagt sie, Moment, ich schau doch noch mal in den Akten nach.

00:52:05: Sie verlässt den Raum und kommt zehn Minuten später zurück.

00:52:09: Versuchen Sie das doch mal, sagt sie, und sie gibt Luise einen Zettel.

00:52:13: Darauf steht eine Aktennummer.

00:52:16: Vielleicht können die Kollegen in München ihre Mutter so finden.

00:52:20: Luise schreibt wieder nach München und dieses Mal hat sie Glück.

00:52:24: Es kommt tatsächlich ein Brief zurück, in dem das Geburtsdatum ihrer Mutter Anneliese vermerkt ist.

00:52:31: Luise ist erstaunt.

00:52:32: Ihre Mutter war kein junges Mädchen mehr, als sie sie zur Welt gebracht hat.

00:52:37: Sie war Anfang dreißig, aber mehr Informationen bekommt sie nicht.

00:52:41: Luises Kinder, die sind inzwischen schon erwachsen und bedrängen ihre Mutter schließlich, an uns zu schreiben.

00:52:49: Und das macht Luise auch.

00:52:50: Sie schreibt eine Mail, das ist im Frühjahr, und sie schildert darin ihren Fall.

00:52:57: Und wir von Spurlos, wir sprechen mit ihr und bitten sie, uns alle Unterlagen zukommen zu lassen, die sie hat.

00:53:03: Viel ist das nicht.

00:53:04: Wir haben einen Namen und ein Geburtsdatum ihrer leiblichen Mutter.

00:53:08: Und wir gehen davon aus, dass Anneliese zum Zeitpunkt von Luises Geburt in München gelebt hat.

00:53:13: Die Suche beginnt.

00:53:15: Die Suche nach der Wahrheit.

00:53:20: Ich fuhr nach München und sprach dort im Amt vor.

00:53:24: Es dauerte ein paar Tage, dann erhielt ich eine erste Information.

00:53:28: Anneliese Schneider war nie in München gemeldet gewesen.

00:53:32: Sie war offenbar nur zur Geburt ihres Kindes in die Stadt gekommen.

00:53:36: In den Unterlagen fand sich jedoch ein Hinweis.

00:53:39: Luises Mutter hatte angegeben, aus Rosenheim zu stammen.

00:53:43: Warum sie ihr Kind siebzig Kilometer entfernt in München zur Welt gebracht hatte, war in den Akten nicht vermerkt.

00:53:50: Also machte ich mich auf den Weg nach Rosenheim und fragte auch dort beim Amt nach.

00:53:55: Tatsächlich.

00:53:56: Anneliese hat eine Zeit lang in Rosenheim gelebt.

00:53:59: Doch sie war verschwunden.

00:54:01: In den Akten stand unbekannt verzogen.

00:54:05: Der Ausdruck unbekannt verzogen bedeutet, dass eine Person umgezogen ist, aber ihre neue Adresse nicht bekannt ist.

00:54:13: Weder dem Einwohner-Mälderamt noch anderen offiziellen Stellen.

00:54:17: Vielleicht war Anneliese ins Ausland gegangen oder sie hatte plötzlich keinen festen Wohnsitz mehr.

00:54:23: Jedenfalls gab es in Rosenheim keine weitere Spur von ihr.

00:54:28: Aber es fand sich ein anderer Hinweis.

00:54:30: Annelieses Mutter war ebenfalls in Rosenheim gemeldet gewesen.

00:54:35: Das ergaben alte Meldekarteien.

00:54:38: Zwar war sie inzwischen verstorben, doch in den Unterlagen entdeckten wir etwas Unerwartetes.

00:54:44: In den neunzehnhundertsechziger Jahren war dort, also bei Annelieses Mutter, für kurze Zeit ein Kind gemeldet gewesen, Eine Maria Schneider.

00:54:55: Könnte das eine weitere Tochter von Anneliese sein?

00:54:59: Laubmeldeunterlagen wurde das Kind später nach Regensburg abgemeldet.

00:55:03: Wir hatten eine neue Spur.

00:55:06: Unsere Hoffnung war, dass uns dieses Mädchen, heute eine erwachsene Frau, vielleicht etwas über Anneliese erzählen konnte.

00:55:14: Immerhin hatte sie bei deren Mutter gelebt, also bei Luises Großmutter.

00:55:18: Vielleicht wusste sie mehr und konnte uns weiterhelfen.

00:55:22: Ich fuhr

00:55:22: nach Regensburg und sprach auch dort im Amt vor und tatsächlich.

00:55:27: Die kleine Maria hatte bei einer Frau namens Anneliese Westerhof gelebt.

00:55:32: Das war ein Volltreffer.

00:55:34: Maria musste Annelises Tochter sein.

00:55:38: Anne-Lise hatte das Kind offenbar kurzzeitig bei ihrer Mutter untergebracht, inzwischen geheiratet und ist dann doch wieder zu sich geholt.

00:55:47: Der neue Nachname, Westerhof, ließ darauf schließen.

00:55:51: Doch leider erhielten mir auch die Information, dass Luises Mutter Anne-Lise im Jahr two-tausend-eins verstorben war.

00:55:58: Maria jedoch lebte noch immer in Regensburg.

00:56:02: Ich erhielt ihre Adresse und wir nahmen Kontakt zu ihr auf.

00:56:07: Als sie von uns hörte, dass ihre Mutter Anneliese noch ein weiteres Kind gehabt hatte, nämlich Luise, war sie völlig fassungslos.

00:56:15: Dass es dieses Kind gab und dass es direkt nach der Geburt abgegeben worden war, das hatte sie nie gewusst.

00:56:22: Zunächst glaubte Maria, dass es sich um eine Verwechslung handelte.

00:56:27: Aber als wir alle Daten und Informationen über Luise gaben, war Maria tief bewegt.

00:56:33: Sie begriff in diesem Moment, dass sie eine Schwester

00:56:36: hat.

00:56:43: Ja, Maria war überglücklich, als sie hörte, dass sie eine Schwester hatte.

00:56:47: Ja, denn die Mutter hatte ihr nie davon erzählt.

00:56:51: Und das hat Maria auch sehr belastet, denn ihr war völlig klar, dass ihre Mutter sehr gelitten haben muss unter dem Verlust dieses Kindes von Luise.

00:56:59: Ja, noch eine Mutter, die so ein großes Geheimnis vor der eigenen Tochter hat.

00:57:06: Es

00:57:07: war aus Heidern-Hümmel.

00:57:09: Unerwartet.

00:57:11: Ich soll eine Schwester haben.

00:57:13: Kann gar nicht sein.

00:57:14: Ich dachte erst mal an meine Mutter.

00:57:16: Hat erst mal geweint,

00:57:18: weil

00:57:19: das meine Mutter, meine Schwester, beheimlicht hat.

00:57:22: Mich eigentlich traurig, weil ich mir denke, ihr hatt's nicht freiwillig gemacht.

00:57:27: Letztendlich war ich da neugierig, als ich den Schock überrunden hab, wie sie aussieht, wie ihr Leben war, wie sie jetzt ist, ob wir uns ähnlich sind.

00:57:38: Letztendlich habe ich mich tierisch gefreut, eine Schwester zu haben.

00:57:42: Jetzt bin ich glücklich drüber.

00:57:46: Und natürlich war es dann geboten, Luise so schnell wie möglich über unser Suchergebnis zu informieren.

00:57:53: Das ist immer mit einer Anspannung verbunden.

00:57:56: Denn es gab ja gute und schlechte Neuigkeiten.

00:57:59: Wir wussten nicht, wie Luise die Nachricht vom Tod ihrer Mutter aufnehmen würde.

00:58:07: Ja, das sehe ich nicht mehr.

00:58:09: Okay,

00:58:10: dann hab ich meinen Namen gesagt.

00:58:12: Ja, und dann ist dran gewesen.

00:58:14: Dann hat es mich gefragt, wie es mir noch so geht.

00:58:16: Ich hab gesagt, es geht schon gut.

00:58:18: Und so, ja.

00:58:20: Und dann haben wir schon gedacht, okay, irgendwas kommt jetzt.

00:58:26: Und dann hat es ihm gesagt, setz dich mal hin.

00:58:31: Ja, genau, ich hab ihr erst mal gesagt, sie soll sich ruhig hinsetzen.

00:58:35: Ja, und dann hat sie erfahren, dass ihre Mutter verstorben war.

00:58:39: Luise nahm diese Nachricht aber mit Fassung auf.

00:58:42: Sie hatte eigentlich immer wissen wollen, weshalb sie abgegeben wurde.

00:58:46: Aber diese Antwort würde sie jetzt nicht mehr bekommen.

00:58:48: Denn ihre Mutter Anneliese, die hatte die Antwort mit ins Grab genommen.

00:58:53: Ja, aber dann erfährt sie auch, dass sie eine Schwester hat, dass es Maria gibt.

00:59:00: Und das war eine unglaubliche Nachricht für sie.

00:59:06: doch irgendwie innerlich gespürt habe, dass vielleicht irgendwas da ist.

00:59:11: Und das ist mir einfach schön.

00:59:17: So richtig schön.

00:59:21: Ich meine, ich meine, das ist mir so traurig, aber das ist so schön, wie wir dann telefoniert haben.

00:59:29: Zuerst einmal, also gleich in diesem Tag, wir haben fast zwei Stunden telefoniert.

00:59:35: So schön.

00:59:37: Und dann die anderen drei Tage haben wir wirklich am Abend.

00:59:42: Vor zwanzig Uhr bis bis um ein Uhr haben wir telefoniert und Fotos hin und her gesendet.

00:59:52: So unbegreiflich, richtig

00:59:54: schön.

00:59:57: Ja, so unbegreiflich und wirklich so schön.

01:00:00: Ja.

01:00:01: Luise und ihre Schwester Maria haben sich inzwischen natürlich auch schon getroffen und sie sind seitdem, das dürfen wir verraten, unzertrennlich.

01:00:09: Sie telefonieren jeden Tag miteinander und sie verstehen sich

01:00:13: prächtig.

01:00:14: Und weißt du Silvi, zum Schluss dieser Geschichte, was ich so besonders tragisch und schicksalhaft finde.

01:00:22: Beide Mütter sind mit so einem Geheimnis durchs Leben gegangen, haben es nicht fertig gebracht, mit ihren Töchtern zu sprechen.

01:00:30: Und das finde ich so schade für die beiden Frauen, weil ich bin mir ganz sicher, diese Liebe hätte es ausgehalten.

01:00:38: Denn genauso ist es.

01:00:40: Beide Frauen haben ihren Müttern diese Lebensgeheimnisse verziehen und erinnern sich in tiefer Liebe an beide.

01:00:50: Ja, alles hat damit begonnen, dass Louise uns ihre Geschichte geschrieben hat und so kam alles ins Rollen.

01:00:57: Und das könnt auch ihr tun.

01:00:59: Genau, wenn ihr uns schreiben möchtet, unsere Adresse lautet infoetspurlos.podcast.de und alle weiteren Informationen findet ihr in den Show

01:01:07: notes.

01:01:08: Ihr könnt uns natürlich auch gerne abonnieren, eine hoffentlich gute Bewertung hinterlassen und hoffentlich auch beim nächsten Mal wieder dabei sein.

01:01:16: Sylvie, danke fürs miterzählen.

01:01:18: Ich danke dir.

01:01:19: Danke an euch fürs zuhören.

01:01:21: Bis ganz bald und passt aufeinander auf.

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