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#75 Die verschwundenen Kinder von Pirmasens

Shownotes

Ein Kinderhandschuh in einem Weiher. Ein Mädchen, das plötzlich verschwindet. Und ein Mann, der keine Schuhe trägt. Heute – bei Spurlos.

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Redaktion Sylvia Lutz Natalya Prokhorenko

Ton Migo Fecke (Soundhouse Tonproduktionen GmbH)

Eine Produktion der StellaLuisa GmbH In Zusammenarbeit mit Endemol Shine Germany und Rainer Laux Productions

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Transkript anzeigen

00:00:01: Ein Kinderhandschuh in einem Weyer.

00:00:04: Ein Mädchen, das plötzlich verschwindet.

00:00:07: Und ein Mann, der keine Schuhe trägt.

00:00:10: Heute bei Spurlos.

00:00:22: So, das will ich aber unbedingt vorlesen.

00:00:24: Oh, wir laufen schon, Migo.

00:00:25: Oh, wir laufen schon.

00:00:26: Hallo, ich bin hier schon mittendrin.

00:00:28: Hallo, Sylvie.

00:00:29: Hallo, Julia.

00:00:30: Ich habe es gerade gesagt, ich muss unbedingt was vorlesen, was mir jemand auf Instagram gestern geschrieben hat.

00:00:36: Also, hört zu.

00:00:37: Hebe mir die letzten drei Podcasts für den Kreißsaal auf.

00:00:41: Aber das Baby will einfach nicht kommen, einundvierzigste Schwangerschaftswoche.

00:00:46: Jetzt werde ich dann ungeduldig.

00:00:47: Kein Baby im Arm und seit Wochen dem Podcast nicht gehört.

00:00:52: Ist das süß?

00:00:54: Liebe geht raus, gute Wünsche gehen raus und wir wollen natürlich gerne Fotos geschickt bekommen.

00:01:00: Oder auf jeden Fall Baby News, wenn du keine Fotos schicken möchtest.

00:01:06: Das passt aber ganz gut, Julia, denn ich habe auch was mitgebracht.

00:01:09: Wir bekommen ja wahnsinnig viele Zuschriften von unseren Hörern.

00:01:13: Mails meinst du in erster Linie?

00:01:15: Mails.

00:01:16: Und jetzt hat uns eine Sabine geschrieben, die unseren Podcast regelmäßig hört und die eine Frage hat an dich und um eine Antwort mittelt.

00:01:24: Ich lese mal vor.

00:01:26: Ich trage mich mit den Gedanken, meinen guten Job zu kündigen.

00:01:29: Alles, was ich habe, zu verkaufen und auf eine Reise zu gehen, um mich selbst nochmal neu kennenzulernen.

00:01:36: Ich meine ins Ausland vielleicht mehrere Länder und auch für eine längere Zeit.

00:01:41: Ich glaube, ich bin an diesem Punkt in meinem Leben, wo ich mich frage, was ich eigentlich will.

00:01:46: Hab auch eine schwierige Beziehung hinter mir.

00:01:49: Würdest du das für dich auch als tolle Möglichkeit sehen, wenn es möglich wäre?

00:01:53: Sie meint die Reise.

00:01:54: Diese Reise, dieses

00:01:56: Auswandern,

00:01:57: dieses alles hinter sich lassen.

00:01:58: Also es sind ja eigentlich zwei Fragen, einmal ob ich es tun würde und einmal ob sie es tun soll.

00:02:04: Also zunächst mal zum zweiten Teil der Frage, ob das für mich in Frage käme, wenn es die Möglichkeit gäbe.

00:02:11: Für mich persönlich ein ganz klares Nein, weil ich es einfach lieber ein Fixpunkt zu haben und zwar auch in örtlichen, also so ein, weiß ich, Nest, so eine Anlaufstelle und von dort aus sozusagen die Welt zu erkunden.

00:02:28: Aber immer wieder ganz klar zurückzukommen und dort auch grundsätzlich zu sein.

00:02:33: Also jeder weiß auch, dass ich Reisen wunderbar finde.

00:02:36: Aber zum Reisen gehört für mich lustigerweise am Ende auch immer die Freude auf mein Zuhause.

00:02:42: Das ist für mich auch Teil der Reise.

00:02:45: Und ich glaube auch, wenn ich das so höre, was Sabine da schreibt, dass ich an einem ganz anderen Punkt im Leben bin, ich für meinen Teil bin sehr sicher, dass ich genau weiß, wo ich gerade stehe.

00:02:58: Deswegen klar ist nein zu diesem letzten Teil der Frage.

00:03:02: Aber jetzt viel wichtiger zu dir, Sabine.

00:03:06: Ich finde, man hört da schon relativ viel Entschlossenheit raus.

00:03:12: Anders bräuchtest du jetzt nur noch den letzten Schubs zu dieser Entscheidung.

00:03:17: Und zunächst, das erste, was mir in den Sinn kommt, ist, dass ich das sehr mutig finde.

00:03:21: Findest du nicht, Sylvie?

00:03:22: Ja,

00:03:23: ich habe was

00:03:24: anderes im Kopf.

00:03:27: Man nimmt sich immer mit.

00:03:28: Also gerade, wenn man aus so einer Situation des Stecken bleiben oder des Schmerzes geht,

00:03:33: nimmt

00:03:33: man sich immer mit, dass es ein anderer Aufbruch, als wenn du entscheidest zu gehen, weil du darauf echt Lust hast.

00:03:40: Total.

00:03:40: Das ist auch ein wichtiger Punkt.

00:03:44: Man darf nicht dem Trugschluss unterliegen, dass dann alles ganz anders wird, was man so mitnimmt.

00:03:52: Und auch die Wiese ist woanders nicht anders.

00:03:54: Und seine eigene Wiese nimmt man auch mit.

00:03:57: Ich glaube, das ist sehr wichtig, um diese Entscheidung wirklich zu treffen.

00:04:04: Aber grundsätzlich bewunder ist, also einen guten Job zu kündigen, da könnte man ja jetzt einerseits sagen, das ist einfach nur bescheuert, aber ich sehe das trotzdem auch als Möglichkeit.

00:04:14: Also wenn jemand schon an diesem Punkt ist, es kann eine große Chance sein, nochmal so ein ganz anderes Leben zu entdecken.

00:04:21: Ich trau das nicht sehr vielen Menschen zu.

00:04:24: Aber wenn sich jemand das selber zutraut und das gut überlegt hat, kann das ja eine tolle Chance sein, nochmal sich selber neu kennenzulernen und neues Leben kennenzulernen.

00:04:38: Ich würde in jedem Fall mir irgendeine Art von Backup trotzdem schaffen dafür, wenn das ... Ganz anders ist, als man sich das vorher als Dusarbine dir das jetzt vorstellt.

00:04:52: Also irgendeine Idee, okay, was könnte ich machen, wenn es nicht klappt, wenn ich dann ohne Job wieder in Deutschland bin, gibt es da irgendein Sicherheitsnetz, was mich dann auffängt, damit man dann nicht so ins Boden lose fällt.

00:05:05: Und wie gesagt, aufbrechen in einem guten Bewusstsein ist das eine.

00:05:10: Du solltest wirklich nicht reinhorchen, dass es nicht irgendeine Flucht ist.

00:05:15: Eine Flucht, glaube ich, ist keine gute Motivation für so eine Reise.

00:05:20: Davon abgesehen, wenn du das jetzt so fühlst für dich, dann mach dich auf auf die Reise deines Lebens und schick uns mal eine Postkarte.

00:05:30: Und heute fällt mir die Überleitung in die Geschichte, das merke ich jetzt gerade schon in mir, noch viel schwieriger als manches andere Mal, denn wir erzählen heute bei Spurlos erstmalig die Geschichte von drei verschwundenen Kindern.

00:05:47: Diese Folge von Spurlust beschäftigt sich also mit einem Thema, das uns alle betrifft und das heute noch genauso aktuell ist wie damals, als sich diese furchtbare Geschichte ereignet hat.

00:05:59: Heute erzählt uns ein Mann von einer schrecklichen Tragödie, die in den Sechzigerjahren eine ganze Stadt in Aufregung versetzt.

00:06:07: Und er berichtet über die mühsame Suche nach der Wahrheit.

00:06:11: Doch diese Suche ist voller Zweifel, Widersprüche und falscher Spuren.

00:06:16: Es geht um einen Fall, in dem es keine Gewissheit gibt.

00:06:19: Und es geht um den Mut, diese Ungewissheit auszuhalten, selbst in dem Moment, als sich eine scheinbare Antwort anbietet.

00:06:32: Es ist der twenty-fünfundzwanzigste November, ein Freitag, vier Wochen vor Weihnachten.

00:06:43: An diesem kalten Herbsttag verlässt der neunjährige Walter Broschardt am Nachmittag sein Elternhaus.

00:06:50: Kurze Zeit später wird er noch in der Nähe des Exerzierplatzes in Permasens gesehen.

00:06:55: Doch danach verliert sich seine Spur.

00:06:58: Der kleine Walter verschwindet.

00:07:01: Am späten Nachmittag beginnen die Eltern nach ihrem Sohn zu suchen.

00:07:05: Zunächst allein, dann gemeinsam mit Nachbarn.

00:07:08: Als es dunkel wird und Walter immer noch nicht zurück ist, alarmieren sie die Polizei.

00:07:13: Kurz darauf beginnt eine groß angelegte Suchaktion.

00:07:17: Polizisten, Feuerwehrleute und Freiwillige durch Cammenstraßen, Gärten, Wälder und Hinterhöfe.

00:07:24: Spürhunde werden eingesetzt und leerstehende Gebäude durchsucht, ohne Erfolg.

00:07:29: Es gibt keine Spur.

00:07:32: Keinen Hinweis auf einen Unfall oder auf ein Verbrechen.

00:07:35: Walter bleibt verschwunden.

00:07:38: Der Fall erschüttert die ganze Region.

00:07:40: Ein Kind verschwindet mitten am Tag, mitten in der Stadt.

00:07:45: Und es taucht nie wieder auf.

00:07:48: Vier Jahre später, im Winter, nineteenhundertsechzig.

00:07:52: Am siebzehnten Januar verlässt ja neunjährige Klaus Dieter Stark am frühen Nachmittag das Haus seiner Eltern im Permasens.

00:08:01: Es ist ein Freitag.

00:08:03: Er betritt ein kleines Lebensmittelgeschäft und kauft sich eine Süßigkeit.

00:08:08: Dann läuft er eine schmale Gasse hinunter und wird nie wieder gesehen.

00:08:12: Als seine Eltern gegen siebzehn Uhr dreißig von der Arbeit nach Hause kommen, ist Klaus Dieter nicht da.

00:08:18: Sie beginnen sofort mit der Suche, fragen Nachbarn, Freunde und Verwandte, aber niemand hat den Jungen gesehen.

00:08:25: Kurz darauf alarmiert Klaus Dieters Vater die Polizei.

00:08:28: Noch am selben Abend läuft eine groß angelegte Suchaktion an.

00:08:33: Beamte fragen die Nachbarschaft, kontrollieren bekannte Treffpunkte, Spielplätze, Keller und Hinterhöfe.

00:08:40: Auch das Zeugrenzkommissariat und das Landeskriminalamt, das sich damals noch in Koblenz befindet, werden in dieser Nacht eingeschaltet.

00:08:49: Doch die Verhandlung bleibt erfolglos.

00:08:52: Der kleine Klaus Dieter ist wie vom Erdboden verschluckt.

00:08:55: Es gibt keine Spur, keinen Hinweis und es gibt kein Lebenszeichen.

00:09:00: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:01: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:02: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:04: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:06: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:07: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:09: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:10: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:11: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:12: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:14: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:15: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:16: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:18: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:20: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:21: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:24: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:26: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:27: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:29: Am zwölften März, den ersten Tag.

00:09:30: Am zwölften Zwei nahezu identische Fälle.

00:09:33: Beide verschwanden an einem Freitag-Nachmittag, am helligsten Tag, mitten in der Stadt Pirmasens.

00:09:41: Es gibt keine Zeugen, keine Leichen und keine Spuren.

00:09:45: Niemand hat Schreie gehört oder etwas gefunden, das auf einen Kampf hindeutet, auf ein Kind, das sich vielleicht gewährt hat.

00:09:53: Es gibt nur offene Fragen und eine Stadt, die langsam begreift, dass sich das Unfassbare direkt vor der eigenen Haustür ereignen kann.

00:10:03: Und die irgendwann erkennen muss, es wird nicht bei diesen beiden Fällen bleiben.

00:10:14: Diese beiden Jungen aus Pirmasens, Walter Broschardt und Klaus Dieter Stark, die sind beide gerade mal neun Jahre alt, als sie spurlos verschwinden.

00:10:23: Beide verschwinden an einem Freitag und beide wurden in der Nähe des selben Platzes in Pirmasens das letzte Mal gesehen.

00:10:31: Ist das Zufall oder steckt mehr dahinter?

00:10:33: Also zwei Fälle, ein Muster, das ist schon mal die Frage an dem Punkt.

00:10:38: Die Parallelen sind jedenfalls beunruhigend.

00:10:41: Die Geschichte der verschwundenen Kinder aus Pirmasens erzählt uns heute hier im Podcast Henry Hauck.

00:10:47: Henry hat die beiden Jungen nie kennengelernt, aber er hat trotzdem eine persönliche Verbindung zu diesem Fall.

00:10:54: Und wir werden gleich darüber noch mehr erfahren.

00:10:57: Als Anfang der Sechzigerjahre die beiden Jungen aus Pirmasens, Walter und Klaus Dieter verschwinden, da ist Henry selbst noch ein Kind.

00:11:07: Da war zwar ich neun Jahre alt, da hab ich sicher keine Zeitung gelesen.

00:11:11: Und es war ja auch so, beim ersten Jungen kam ne ganz kleine Notiz in der lokalen Presse, das war alles.

00:11:19: Auch von dem zweiten Jahr ist es eben später.

00:11:21: Der zweite hat schon ein bisschen mehr Medialesinteresse geweckt, aber auch nicht.

00:11:26: nicht über die lokale Presse hinaus.

00:11:29: Henry kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, dass das Schicksal dieser beiden Jungen, die ja für ihn eigentlich Fremde sind, ja nur Namen in der Zeitungsnotiz, dass sich also das Schicksal von Walter Broschardt und Klaus Dieter Stark plötzlich mit der Geschichte... der eigenen Familie, also seiner Familie, verweben wird.

00:11:48: Die Namen der beiden neunjährigen Jungen werden einige Jahre später untrennbar mit dem Namen von Henrys Familie verknüpft sein.

00:11:57: Noch sind sie Fremde, aber irgendwann werden sie alle auf eine schreckliche Weise zusammengehören.

00:12:04: Pirmasens hat in den Sechziger Jahren etwa fünfundfünfzigtausend Einwohner.

00:12:17: Das klingt nicht viel und nicht bedeutend.

00:12:20: Aber Pirmasens ist in dieser Zeit ein wirtschaftliches Schwergewicht.

00:12:24: Denn die meisten Schuhe, die in den Sechziger und Siebziger Jahren das Label made in Germany tragen, die stammen von hier.

00:12:34: Fabrikhallen und Gerbarein prägen das Stadtbild.

00:12:37: Es gibt in Pirmasens dreihundertfünfzig Schuhfabriken und fast vierhundert Zulieferbetriebe.

00:12:43: Es gibt doch heute in ganz Deutschland wahrscheinlich nicht mehr dreihundertfünfzig Schuhfabriken.

00:12:47: Glaub ich auch nicht.

00:12:49: Wer in Pirmasens lebt, der näht, schneidet oder verkauft Schuhe oder erkennt jemanden, der es tut.

00:12:57: Henry wächst nur fünfzehn Kilometer von Pirmasens entfernt auf, in einem kleinen Ort namens Klausen.

00:13:04: In den neunzehnhundertsechziger und siebziger Jahren leben in Klausen rund ein tausend sechshundert Einwohnern.

00:13:11: Auch hier in Klausen dreht sich alles um Schuhe.

00:13:14: Acht Schuhfabriken gibt es hier und die meisten Einwohner von Klausen arbeiten in einem dieser Betriebe.

00:13:20: Hier kennt jeder jeden.

00:13:22: Die Gemeinschaft ist sehr eng, fast familiär könnte man sagen.

00:13:26: Man hilft sich, man spricht miteinander und die meisten Türen stehen immer offen.

00:13:31: Für die Kinder von Klausen ist es natürlich ein Paradies.

00:13:35: Henry erinnert sich.

00:13:38: Wir hatten alles, was wir brauchten.

00:13:40: Wir konnten spielen, wir konnten in den Wald gehen.

00:13:43: Der Wald war ja gleich um die Ecke rum.

00:13:46: Wir haben Fußball gespielt.

00:13:47: Auf der Straße Autos gab es noch nicht.

00:13:49: Oder einmal am Tag fuhr vielleicht ein Auto vorbei.

00:13:53: Und im Winter gab es Schnee, was heute auch nicht mehr gibt.

00:13:56: Das heißt, wir konnten rodeln, wir konnten schief fahren.

00:13:59: Alles auf öffentlichen Straßen, ohne irgendwelche... Belästigung von Verkehr oder sonst.

00:14:05: Also das war schon eine außergewöhnlich schöne Kindheit, wollte ich sagen, die die Kinder heute vielleicht nicht mehr so haben.

00:14:15: Die sechziger Jahre auf dem Land, also eine Zeit, in der noch lang nicht jeder Haushalt ein Telefon hat oder auch ein Fernseher, die galten, glaube ich, als absoluter Luxus.

00:14:25: Die Nachrichten hat man übers Radio bezogen oder aus der Zeitung, oft mit einem Tag Verspätung.

00:14:31: Es ist also so eine Welt, in der alles sehr geordnet scheint und in der sich niemand vorstellen kann, dass genau dort etwas Schreckliches passieren könnte.

00:14:41: Henry lebt mit seinen Eltern und seiner Schwester in einem ehemaligen Schulhaus in Klausen.

00:14:46: Es befindet sich am Ortsausgang.

00:14:49: Ein paar Straßen weiter wohnen Henrys Großeltern und die Familie seines Onkels.

00:14:55: Henrys Onkel und seine Tante haben fünf Kinder.

00:14:58: Und eines dieser Kinder ist Henrys Cousine Evelyn.

00:15:01: Sie wird von allen Evie genannt.

00:15:03: Evie ist sechs Jahre jünger als Henry.

00:15:05: Sie ist ein blondes und stilles Mädchen, das gerne Gitarre spielt und das Blumen

00:15:10: mag.

00:15:11: Und ich kann mich an die EFI noch erinnern, dass wir als Kinder gespielt haben oft unten im Tal.

00:15:17: Dann gab es ein Bach, an dem wir Schwimmen gelernt haben bei fürchterlich kalten Temperaturen.

00:15:24: Ja, der ist ein sehr hübsches Mädchen, blond, schüchtern und sehr gut in der Schule.

00:15:30: Wir haben hier ein Foto von EFI.

00:15:33: Ja, ich würde als erstes sagen ein sehr typisches Bild für diese Zeit, natürlich in Schwarz-Weiß.

00:15:41: Was dazu führt, was ich jetzt schon von Anfang an der Geschichte habe, dass man auch, wenn man über die Geschichte nachdenkt, im Kopf Bilder in schwarz-weiß hat.

00:15:51: Hast du das auch?

00:15:52: Ja, es ist wie eine ganz andere Welt, in der das stattfindet.

00:15:55: Ja,

00:15:57: und von Anfang an kommt mir auch übrigens, abgesehen von dem Foto, ein Film in den Sinn, es geschah am helllichten Tag.

00:16:06: Wer den vielleicht kennt, den habe ich im Kopf.

00:16:08: Und ja, jetzt die Efi, ein süßes Mädchen, ein typischer Haarschnitt derzeit, jetzt so ein ganz dickes Pony geschnitten.

00:16:16: Und auf diesem Bild jedenfalls guckt die Efi einerseits ganz wach, aber auch recht ernst in die Kamera.

00:16:25: Und da wir ja wissen, was später noch geschehen wird, wirkt auf mich dieses Kinderfoto auf so eine sehr bedrückende Weise ein bisschen fast verstörend, weil dieser Blick von diesem Kind einen direkt trifft und der lässt mich auch nicht los und ich kann es nur schwer beschreiben an der Stelle.

00:16:48: Ja.

00:16:50: Aber noch ist die Welt in Klausen in Ordnung und noch ahnt niemand etwas von dem, was kommen wird.

00:16:56: Henry und seine Kusine Evie verstehen sich gut, sie mögen sich, aber sie verbringen in diesen Jahren nicht sehr viel Zeit miteinander.

00:17:06: Das war ja auch ein Mädchen und ich habe ja Jungs gesucht zum Spielen.

00:17:09: Ich wollte ja Fußball spielen und alles Mögliche und Räuber und Schandarm und nicht mit Mädchen spielen.

00:17:17: Aber es gibt trotzdem viele Gelegenheiten, zu denen Henry, Evie und die anderen Cousins und Cousins zusammenkommen.

00:17:24: Familien feiern, Geburtstage, Namestage taufen.

00:17:27: Das Jahr ist voll von Anlässen.

00:17:29: Und in einer Großfamilie wie in der von Henry ist natürlich immer irgendwo irgendwas los.

00:17:36: Das Prämionfest, die Firmungsfest und dann die Diversengeburtstag, das ist der Weihnachten, nicht vergessen, da waren wir eben immer zusammen.

00:17:46: Wir saßen wohl kaum am Tisch und haben gewartet, bis die Erwachsenen fertig waren, sondern wir sind dann meistens unter dem Tisch raus und haben dann miteinander irgendwelche Spiele gemacht.

00:17:58: Henry ist ein sehr guter Schüler und seine Lehrer erkennen früh, dass er mehr kann als viele andere und sie empfehlen seinen Eltern dringend, den jungen Abitur machen zu lassen.

00:18:09: Aber in Klausen gibt es keine weiterführende Schule.

00:18:11: Wer aufs Gymnasium will, der muss nach Pirmasens pendeln oder wegziehen.

00:18:16: Henrys Eltern sind sehr stolz auf ihren Jungen und sie beschließen ihn nach Speyer auf ein katholisches Internat zu schicken.

00:18:22: Speyer, das liegt etwa achtzig Kilometer von Klausen entfernt.

00:18:26: Und das klingt nicht so weit, aber in den sechziger Jahren bedeutet diese Entfernung zumindest, wenn man auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, eine halbe Weltreise.

00:18:36: Henry zieht also nach Speyer ins Internat.

00:18:39: Alle zwei Wochen dürfte er nach Hause fahren, aber wie gesagt, die Reise ist aufwendig und auch teuer.

00:18:45: Deshalb kommt Henry manchmal nur alle vier Wochen nach Klausen zurück.

00:18:49: Er freut sich immer, wenn er dann endlich wieder zu Hause im Flur seines Elternhauses steht.

00:18:54: Er begrüßt seine Mutter, seinen Vater und seine Schwester und dann läuft er am meisten schon los in Richtung Fußballplatz.

00:19:01: Denn dort trainiert an den Wochenenden seine Mannschaft vom FKC, vom Fußballclub Klausen.

00:19:08: Henry zieht die Schuhe an und nimmt seine Position ein.

00:19:11: Rechts außen.

00:19:12: Und bei diesen besuchenden Klausen trifft Henry auch E-Fi immer wieder.

00:19:16: Bei Familienfeiern, beim Sonntagsessen und an Geburtstagen.

00:19:21: So vergehen einige Jahre und inzwischen hat auch E-Fi die Grundschule abgeschlossen.

00:19:25: Sie ist, genau wie ihr Cousin Henry, eine auffallend gute Schülerin und auch ihre Lehrer empfehlen dringend, dass E-Fi ein Gymnasium besuchen soll.

00:19:34: E-Fis Eltern stimmen zu.

00:19:36: Sie entscheiden, dass E-Fi in Pirmarsens zur Schule gehen soll.

00:19:39: Sie wird nun jeden Tag mit dem Bus zwischen Klausen und Pirmasens hin und her pendeln.

00:19:45: Und Efi muss, glaube ich, ein ganz außergewöhnliches Mädchen gewesen sein, denn für eine zehnjährige damals vom Land, also noch dazu aus einer Arbeiterfamilie, ist das in diesem ländlichen Rheinland-Pfalz dieser späten sechziger Jahre alles andere als selbstverständlich.

00:20:03: Dieser Wechsel aufs Gymnasium, das ist ein ganz großer Schritt, nicht nur für Efi, sondern Ein Schritt für die ganze Familie.

00:20:11: Weil sie vom Land kam und dann noch ein Mädchen.

00:20:14: Also, da gehörte auch schon ein bisschen was dazu, sich da durchzusetzen.

00:20:19: Und das war nicht einfach für sie.

00:20:23: Evie ist jetzt zehn Jahre alt.

00:20:25: Ihr Elternhaus verlässt sie morgens meist im Dunkeln, um mit dem Bus nach Pürmasenz zu fahren.

00:20:31: Diese Fahrt dauert etwa dreißig Minuten.

00:20:34: In Pürmasens selbst muss Efi dann noch ein gutes Stück zu Fuß gehen, vorbei an grauen Häusern, geschäftigen Menschen und an Schaufenstern, die um diese Zeit noch ganz dunkel sind.

00:20:45: Wir befinden uns jetzt im Jahr nineteenhundertsechzig.

00:20:49: Der Sommer ist vorbei und der Herbst beginnt.

00:20:52: Henry ist in Speyer im Internat und Efi fährt jeden Tag nach Pürmasens zur Schule.

00:20:58: Noch an niemand, das etwas bevorsteht, das nicht nur das Leben der Menschen in Klausen, sondern auch das der Bewohner von Pirmasens und der gesamten Region nachhaltig prägen wird.

00:21:10: Es ist der zehnte September, nineteenhundertsechzig.

00:21:13: Ein Sonntag.

00:21:14: Henry ist den Speyer im Internat.

00:21:17: An diesem Wochenende ist er nicht zurück nach Klausen gefahren.

00:21:20: Und plötzlich kommt einer der Lehrer auf ihn zu.

00:21:24: Ein Telefon anrufe dich, sagt er.

00:21:27: Henry ist erstaunt.

00:21:28: Er ist hier im Internat noch nie angerufen worden.

00:21:33: Das war so, dass meine Mutter in dem Internat angerufen hat, in dem ich war und mir das mitgeteilt hat.

00:21:44: Und was Henrys Mutter ihrem Sohn nun mitteilt, das ist erschütternd.

00:21:48: Die kleine Evie ist verschwunden.

00:21:50: Am Freitag, also zwei Tage zuvor, hatte Evie wie jeden Morgen ihr Elternhaus verlassen, um den Bus nach Pirmasens zu nehmen.

00:21:59: Doch an diesem Freitag ist Efi nicht wieder nach Hause gekommen.

00:22:04: Üblicherweise kam die um ein Uhr mit dem Bus wieder aus Pirmasens zurück, hat dann ihre Hausaufgaben gemacht, hat sich im Brioge und Geschwister gekümmert.

00:22:15: Die Eltern waren ja noch in der Schuhfabrik.

00:22:17: Aber an diesem Tag kam Efi halt nicht.

00:22:20: Und natürlich dachte man zunächst mal, die hat den Bus verpasst.

00:22:26: Aber als sie dann mit dem letzten Bus darum ... Sexur abends kam, auch nicht kam, da war natürlich alle alarmiert.

00:22:35: Und mein Onkel und ihr Vater sind dann im Auto nach Pirmasens gefahren, haben erst mal in der Schule nachgefragt und sind dann zur Polizei und haben die Polizei verständigt.

00:22:50: Noch an diesem Freitagabend begannen die ersten Suchaktionen.

00:22:54: Feuerwehr, Polizei und freiwillige Helfer durchkämmten die Wälder rund um Klausen und Pirmasens.

00:23:00: Sie kontrollierten Feldwege, Gräben, verlassene Gärten und leer stehende Schuppen.

00:23:06: Mit Taschenlampen, Hunden und langen Stangen durchstreiften sie das unwegsame Gelände.

00:23:12: Doch es gab keine Spur, kein verlorenes Schulheft, keinen Schuh, überhaupt keinen Hinweis.

00:23:19: In Klausen herrschte Fassungslosigkeit.

00:23:22: So schildert es Henrys Mutter am Telefon.

00:23:25: Dass die kleine Evie verschwunden war, sprach sich herum wie ein Lauffeuer.

00:23:29: Auf der Straße blieben Nachbarn stehen.

00:23:32: Sie sprachen in kleinen Gruppen miteinander und schüttelten fassungslos die Köpfe.

00:23:37: Viele boten sofort ihre Hilfe

00:23:39: an.

00:23:41: Es war ein ganzer Ort hier in Klausen, weil er natürlich sehr, sehr irritiert.

00:23:47: Suchaktionen gemacht hier im Wald in der Umgebung, die Schuhfabriken, und das ist auch bemerkenswert, die Schuhfabriken haben damals geschlossen, damit die Arbeiterinnen und die Arbeiter sich an der Suchaktion beteiligen konnten.

00:24:03: Als Henry und seine Mutter ihr Telefonat beenden ist, Henry beunruhigt.

00:24:08: Aber er kann und will sich nicht vorstellen, dass etwas Schreckliches passiert sein soll.

00:24:13: Er hofft, dass es sich um ein Missverständnis handelt.

00:24:16: und dass seine Kusine in den kommenden Tagen wohlbehalten wieder auftauchen würde.

00:24:22: Aber Efi taucht nicht wieder auf.

00:24:24: Es fehlt weiterhin jede Spur von ihr.

00:24:28: In diesen Tagen fällt vielen Pirmersensern auf, dass sich hier ein Muster abzeichnen könnte.

00:24:34: Und dass es eine seltsame Verbindung zu geben scheint zwischen dem Verschwinden von Efi und zwei vermissten Fällen, die längst vergessen schienen.

00:24:43: Während Henry in den folgenden Tagen in Speyer unkonzentriert im Unterricht sitzt, koordiniert die Polizei in Pürmasens die Suche nach dem verschwundenen Mädchen.

00:24:53: Feuerwehr, Jäger, Bauer, Nachbarn, Lehrer, hunderte Menschen durchkämmen die Umgebung.

00:25:00: Auch Soldaten der US-Armee aus der nahegelegenen Husterhökerzerne werden hinzugezogen.

00:25:05: Seite an Seite mit den Bewohnern der Region suchen sie nach dem vermissten Mädchen.

00:25:10: Doch von Efi fehlt jede Spur.

00:25:14: Beamte der Kriminalpolizei befragen Evis Mitschülerinnen, ihre Lehrer und das Schulpersonal.

00:25:19: Wer hat sie zuletzt gesehen, mit wem hat sie gesprochen?

00:25:22: Ist irgendetwas aufgefallen, ein Streit, ein fremder, ein ungewöhnliches Verhalten?

00:25:28: Nach und nach ergibt sich ein Bild vom Freitag, den achten September, dem Tag, an dem Evi das letzte Mal gesehen wurde.

00:25:37: An dem Freitag ihres Verschwindens ging Evi nach Schulschluss zum Exerzierplatz.

00:25:42: Dort befindet sich die Bushaltestelle, von der aus sie zurück nach Klausen fahren sollte.

00:25:47: Doch an diesem Tag hatte Efi ungewöhnlich viel Zeit.

00:25:51: Ihre letzte Schulstunde war nämlich ausgefallen.

00:25:54: Was dann passierte, lässt sich durch mehrere Zeugen-Aussagen rekonstruieren.

00:25:59: Efi betrat gegen zwölf Uhr ein nahegelegenes Kaufhaus, die sogenannte Kaufhalle.

00:26:05: Ein Ort, den viele Kinder kannten, die auf ihrem Bus warten mussten.

00:26:10: Evie war dort nicht zum ersten Mal.

00:26:12: Die Kaufhalle, das war ein heller, ein belebter Ort mit Verkaufsständen für Süßigkeiten, Spielzeug und Schreibwaren.

00:26:19: Zwei ihrer Mitschülerinnen sahen Evie dort.

00:26:22: Sie stand an einem Süßwaren-Stand und betrachtete die Auslage.

00:26:27: Die beiden Mädchen hatten es aber eilig und deshalb sprachen sie Evie nicht an.

00:26:34: Und ja, bis heute können sich diese beiden, heute älteren Frauen, nicht verzeihen, dass sie Efi damals in der Eile nicht angesprochen haben.

00:26:42: Und sie sagen sich ja, vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Efi in Begleitung ihrer Klassenkameradin gewesen wäre und geblieben wäre.

00:26:51: Das ist jedenfalls der letzte Moment, in dem Efi lebend gesehen wurde.

00:26:55: Es war gegen zwölf Uhr dreißig.

00:26:57: Ja.

00:26:57: Danach nichts mehr.

00:27:00: Niemand meldete sich mit weiteren Beobachtungen.

00:27:03: Es gab keine Hinweise auf einen Begleiter oder auf ein verdächtiges Verhalten von Efi oder von irgendjemand anderem.

00:27:10: Und wirklich mitten am Tag.

00:27:11: Ja.

00:27:12: Und deswegen habe ich immer dieses esgescharme helllichten Tag im Kopf.

00:27:15: Man kann sich das ja gar nicht vorstellen.

00:27:17: Mit diesem

00:27:17: vieler belebten Umgebung auf diesem Platz vor diesem Kaufhaus.

00:27:21: Efi verschwand von einem Moment zum anderen.

00:27:24: Ja, an einem ganz normalen Nachmittag mitten in einer belebten Umgebung.

00:27:30: In den Bus nach Klausen stieg sie nie.

00:27:34: Es dauert nur wenige Tage, dann wird der Fall bundesweit bekannt.

00:27:38: Zeitungen berichten auf ihren Titelseiten, Radiostationen senden Sondersendungen, Reporterströme nach Pirmasens.

00:27:46: EFI ist plötzlich überall, auf Verhandlungsplakaten, in Schlagzeilen, in den Nachrichten.

00:27:53: Und bald stellt sich die beunruhigende Frage, ist dies wirklich ein Einzelfall?

00:27:58: Denn immer deutlicher werden die Parallelen zu zwei früheren Vermisstenfällen, die bis dahin schon fast in Vergessenheit geraten waren.

00:28:09: Vier Jahre später, im Jahr nineteenhundertsechzig, verschwand Klaus Dietter stark.

00:28:29: Auch er war neun Jahre alt.

00:28:31: Auch er wurde zuletzt in der Stadt gesehen.

00:28:34: Auch er verschwand an einem Freitag.

00:28:38: Und auch von ihm fehlt jede Spur.

00:28:42: Ja und nun, sieben Jahre nach Walter und drei Jahre sind es, nach Klaus Dietter verschwindet die kleine Efi.

00:28:50: Efi ist zehn Jahre alt, also eigentlich fast im gleichen Alter wie Walter und Klaus Dieter.

00:28:56: Und Efi ist genau wie die beiden Jungen an einem Freitag verschwunden, und zwar mitten in Pirmasens.

00:29:04: In den Tageszeitungen der Umgebung werden in den Tagen nach Efis verschwinden, ständig Suchaufrufe veröffentlicht.

00:29:11: Aber auch der Spiegel, die Zeit, die Frankfurter Rundschau und sogar der Guardian aus England berichten über diesen Fall.

00:29:18: Doch es sind nicht nur die seriösen Zeitungen an dem Verschwinden der drei Kinder aus Pirmasens interessiert.

00:29:25: Die Regenbogenpresse kamen, weil sie war natürlich ein hübsches Mädchen blond.

00:29:31: und verschwunden.

00:29:32: und dann hieß es immer drei Kinder verschwinden.

00:29:35: Und gleich gab es natürlich auch Verdächtige, da wurden von Menschenfressern geredet, die berühmte Bildzeitung hat eine Schlagzeile gemacht.

00:29:43: Ein Menschenfresser wär da jenige gewesen.

00:29:46: Es gab auch die Theorie, damals wurde in diesem besagten Kaufhaus, wurde da irgendwas umgebaut und es gab Baugruben, dass sie in diese Baugrube gefallen sei und verschüttet worden ist, aber das wurde.

00:30:01: Man hat eben nichts gefunden.

00:30:03: und auch später, als diese Kaufhalle abgerissen worden ist, vor zwei, drei Jahren, hat man auch gezielt noch mal geguckt und hat auch nichts gefunden.

00:30:14: Die Stimmung in der Region ist angespannt.

00:30:17: Im Pirmasens um Klausen liegt eine spürbare Nervosität in der Luft.

00:30:22: Noch immer sind Suchtrupps unterwegs.

00:30:24: Freiwillige durch Kemenwälder, Wiesen, alte Gärten und leerstehende Gebäude.

00:30:29: Die Polizei setzt Spürhunde ein, überprüft Keller, Gartenlauben, Bachläufe.

00:30:35: Noch immer befragen die Ermittler Schüler, Lehrer und Anwohner.

00:30:40: Wurde Efi irgendwo gesehen, hat jemand etwas Ungewöhnliches bemerkt.

00:30:45: Wer war an diesem Freitag Nachmittag in der Nähe der Bushaltestelle?

00:30:49: Hat jemand ein fremdes Auto beobachtet?

00:30:52: Oder eine seltsame Person?

00:30:55: Aber niemand hat etwas Verdächtiges gesehen.

00:30:58: Efi scheint sich auf diesem belebten Platz, dem Exerzierplatz, mitten im Pirmasens, plötzlich aufgelöst zu haben.

00:31:06: Und das lufte.

00:31:07: kein Kind mehr was alleine machen.

00:31:09: Die in der Schule waren im Pirmasens, die mussten dann immer zusammen gehen, in die Schule gehen, zusammen aus der Schule zurückgehen, sich nicht von fremden ansprechen lassen.

00:31:20: Also da war schon eine große Historie auch nicht in dem Ort damals.

00:31:26: Evie bleibt verschwunden.

00:31:28: Es gibt keine Spur, kein Fundstück und kein Lebenszeichen.

00:31:32: Die Polizei beginnt, erste Verdachtsmomente zu prüfen.

00:31:36: Ein Mann steht kurzzeitig im Zentrum der polizeilichen Untersuchungen.

00:31:40: Er heißt Günther Justus.

00:31:43: In Pürmasens kennt ihn eigentlich jeder.

00:31:45: Nicht gut, aber zumindest vom Sehen.

00:31:48: Günter Justus ist ein stiller, schlanker Mann.

00:31:50: Er ist Anfang vierzig.

00:31:52: Er hat dunkle, längere Haare.

00:31:54: Und das sagen alle, die ihn kennen.

00:31:55: Er ist ein ungewöhnlich höflicher, angenehmer und sanfter Mensch.

00:32:01: Das Wort sanft, das wird tatsächlich oft genutzten Menschen ihn beschreiben.

00:32:05: Aber Günter Justus ist auch ein Sonderling, ein Original.

00:32:08: So jedenfalls werden ihn die Zeitungen später nennen.

00:32:12: Der Waldmensch von Pirmasens, so bezeichnet ihn eine Frankfurter Zeitung.

00:32:17: Denn Günther Justus hat keinen festen Wohnsitz und keinen festen Job.

00:32:21: Er liebt in den Wäldern rund um Pirmasens, in Höhlen, alten Bunkern, Zelten und unter Planen.

00:32:28: Wenn er in der Stadt unterwegs ist, dann meist Barfuß oder zumindest ohne Strümpfe.

00:32:33: Ist dieser Günter Justus denn?

00:32:35: ursprünglich ist der Pirmasenser?

00:32:37: Ja, Justus stammt aus Pirmasens, er ist der Sohn eines bekannten hier ansässigen Juweliers.

00:32:42: Also er kommt durchaus aus geordneten Verhältnissen eigentlich.

00:32:46: Offensichtlich.

00:32:47: Er ist in Pirmasens zur Schule gegangen und nach dem Abitur hatte in Freiburg einige Semester Philosophie studiert.

00:32:54: Er kehrt jedoch später ohne Abschluss zurück in seine Heimatstadt.

00:32:57: Schon damals wirkte er verändert, In sich gekehrt, unruhig und irgendwie schwer erreichbar.

00:33:04: Und Mitte der fünftiger Jahre wurde er wegen psychischer Probleme behandelt.

00:33:08: Günther Justus verbrachte eine lange Zeit in verschiedenen psychiatrischen Kliniken.

00:33:13: Und dann kam er wieder zurück nach Pirmersens.

00:33:16: Er arbeitete dann kurz mal auf dem Bau, mal in verschiedenen Schuhfabriken.

00:33:20: Doch schon damals lebte er eigentlich am Rande der Gesellschaft.

00:33:25: Anfang der Sechziger Jahre zog er dann zurück in den Wald und seitdem wohnte er dort und er wurde der Waldmensch von Pirmasens.

00:33:38: Nachweislich wieder im Pirmasens, als das erste Kind verschwunden ist, der kleine Walter.

00:33:44: Ja, und er meldete sich auch sofort freiwillig bei der Polizei, um bei der Suche nach Walter zu helfen, denn er kannte Walter sehr, sehr gut, so wie die meisten Kinder in Pirmasens.

00:33:54: Okay, weiß ich jetzt gar nicht, wie ich das finde.

00:33:58: Also würde ein Täter, je nachdem, ja auch machen.

00:34:01: Also es gibt ja diese Fälle immer wieder, hatten wir auch schon, wo ein Täter dann im Fernsehen auftritt und sich mit Sorgen macht und so.

00:34:09: Ich finde, es kann jetzt gar nichts heißen,

00:34:11: geht in jede

00:34:12: Richtung.

00:34:12: Stimmt,

00:34:13: aber die Bürger von Pirmasens, die fanden die Tatsache, dass Günther Justus verdächtigt wurde, etwas mit dem Verschwinden von Walter und von Klaus Dieter zu tun zu haben, völlig

00:34:23: abwegig.

00:34:24: Er sei ganz harmlos, sagten sie immer.

00:34:27: denn er kümmere sich rührend um ihre Kinder.

00:34:30: Also nicht dieser typische Außenseiter, der dann auch schnell in den Fokus gerät.

00:34:36: Da bin ich schon wieder bei dem Film.

00:34:37: Ich hoffe, die meisten kennen ihn, also die Älteren auf jeden Fall.

00:34:41: Da ist es ja auch so.

00:34:42: Es geschah am helllichten Tag.

00:34:43: Es gibt so diesen typischen Verdächtigen, den Stadtstreicher, der aber dann auch von der Gesellschaft so gesehen wird und gehetzt und gejagt wird.

00:34:53: Das ist ja oft so ein Motiv in solchen einschlägigen Filmen.

00:34:57: Ich finde, so wirkt er auch, wie dieser Typische, den man jetzt erstmal verdächtigt.

00:35:01: Was ich hier ungewöhnlich finde, ist... dass die Gesellschaft ihn aber anscheinend irgendwie annimmt.

00:35:09: Also die fokussieren sich ja gar nicht auf ihn.

00:35:11: Gar nicht.

00:35:12: Ich habe das Gefühl, dass die Bürger von Pirmarsens

00:35:15: stehen hinter ihm.

00:35:16: Stehen hinter ihm.

00:35:17: Er ist so freundlich und er ist so sanft, haben viele gesagt, dass sie sich nicht vorstellen können, dass er irgendetwas mit dem Verschwinden von den beiden Jungen zu tun haben könnte.

00:35:26: Gut,

00:35:27: trotzdem die ganz neutrale Frage.

00:35:30: Was bedeutet, er kümmert sich um ihre Kinder?

00:35:33: Er hatte engen Kontakt zu vielen Kindern, er half ihnen bei den Hausaufgaben und er brachte ihnen das Schwimmen in den kleinen Weiern und Seen in der Umgebung bei.

00:35:42: Er hat sie durch den Wald geführt, er traf sie auf den Plätzen der Stadt oder sie besuchten ihn an seinen Lagerplätzen im Wald.

00:35:49: Und Du hast so spielte Geige und er soll außerordentlich intelligent gewesen sein.

00:35:53: Das erzählt man sich bis heute in Pirmersens.

00:35:56: Puh, sehr schwierig das zu beurteilen, auch nach der Zeit jetzt, aber von außen betrachtet mein typisches drüber Stolpern.

00:36:07: Ich finde es seltsam, ich finde es fällt auf.

00:36:11: Also ist es auffällig für mich erstmal.

00:36:14: Nicht mal, dass er so lebt, wie er lebt, also dass er da im Wald lebt oder was weiß ich, das sei ja jedem offen und freigestellt.

00:36:23: Aber

00:36:24: diese... Überdurchschnittliche Nähe und Vertrautheit zu den Kindern, das lässt ja schon aufhäuchen.

00:36:32: Ja, aber Justus ist nichts nachzuweisen.

00:36:37: Die Ermittler observieren ihn, sie befragen ihn und sie überprüfen seine Tagesabläufe.

00:36:42: Aber kein Zeuge hat ihn mit Eva gesehen.

00:36:45: Kein einziger Hinweis führt zu ihm.

00:36:47: Gut, kein Zeuge hat aber auch was anderes gesehen.

00:36:49: Also, ne?

00:36:50: Gar nichts, auch nicht mit anderen Menschen.

00:36:52: Keine

00:36:53: Spuren.

00:36:54: Die Ermittler durchsuchen die Orte, an denen Günther Justus lebt, seine Höhle und sein Zeltplatz im Wald, aber sie finden nichts Verdächtiges.

00:37:02: Seine Geschichte und er selbst wirken ungewöhnlich und seltsam, aber ein Zusammenhang mit Efis verschwinden lässt sich nicht belegen.

00:37:10: Ich weiß, dass natürlich damals noch ganz anders ermittelt wurde als heute, aber ist was drüber bekannt, ob auch dementsprechende Gespräche mal mit anderen Kindern geführt wurden über diese treffen mit ihm, wenn der so viel in Verbindung war mit Kindern,

00:37:29: da

00:37:30: würde ich ja mal nachhorchen wollen, erzählt doch mal, wie das da so abläuft.

00:37:36: Stolpert

00:37:36: man da über irgendeine Erzählung, Begebenheit?

00:37:40: Die Kinder wurden immer und immer wieder befragt und alle liebten Günter Justus.

00:37:45: Also es hat keiner sich negativ über ihn geäußert.

00:37:48: Man

00:37:48: ist da über nichts gestolpert.

00:37:49: Man ist über nichts gestolpert.

00:37:52: Wissen wir was darüber, ob Efie Günter Justus auch gekannt hat?

00:37:57: Also Günter Justus selbst sagt, dass er Efie nicht gekannt hätte und auch ihr Cousin Henry ist überzeugt davon, dass Efie und der Waldmensch sich höchstens vom Seen kannten, aber nicht persönlich.

00:38:11: Es gibt also im Grunde überhaupt keine Hinweise zum Verschwinden von Efie, genau wie im Fall von Walter und Klaus Dieter.

00:38:18: Efie scheint ebenso wie die beiden Jungen urplötzlich verschwunden zu sein, ohne jegliches Anzeichen im Vorfeld und ohne irgendeine Spur zu hinterlassen, eben keine Schreie, keine Kampfspuren, es

00:38:32: gibt nichts.

00:38:34: Könnte, was ist mit der Theorie, dass Evie zu einem Fremden oder einem Bekannten in ein Auto gestiegen sein könnte.

00:38:45: Also das schließen alle aus, die Efi-Kanten.

00:38:47: Sie war sehr, sehr, sehr schüchtern und sie hätte nie mit einem Fremden gesprochen.

00:38:53: Und es kommt noch etwas dazu.

00:38:54: Sie musste nach Hause, ihre Mutter arbeitete in einer Schuhfabrik und Efi sollte wie immer nachmittags auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen.

00:39:05: Sie hätte auf jeden Fall den Bus genommen, um pünktlich nach Hause zu kommen.

00:39:10: Aber ich finde die Begründung, die hakt ein bisschen.

00:39:13: Es ist doch so, dass gerade sehr schüchterne Kinder auch sehr gut gelockt werden können.

00:39:23: Also vielleicht ist sie von ihrem Mindset sozusagen nicht so aufgestellt, dass sie da selber autoaktiv in ein Auto einsteigen würde, aus so einer Neuge heraus wie so ein freches Mädchen.

00:39:35: Das meine ich gar nicht.

00:39:36: Aber gerade so einem schüchternen Kind, wenn man dem sagt, so und du steigst jetzt hier ein, da gibt es gar keine Wiederrede, komm jetzt mal und steig mal hier ein.

00:39:44: Mein zweites

00:39:45: Seite, sie sich nicht gewährt.

00:39:46: Genau, dieses in diese Kaninchenstarre.

00:39:50: das sehe ich viel eher bei so einem schüchternen Kind davor mir als bei einem vielleicht sehr extrovertierten selbstbewussten Kind.

00:39:59: Deswegen finde ich, kann man dieses Argument so oder so sehen, dass sie so schüchtern war.

00:40:06: Weißt du?

00:40:06: Ja.

00:40:07: Jedenfalls ist sie in diesem Bus nie eingestiegen.

00:40:11: Das ist Fakt, obwohl sie zu den Geschwistern nach Hause musste.

00:40:16: Kann sie Angst gehabt haben, dass es sich da in der Kaufhalle ein bisschen mit der Zeit vertan hat und hatte Angst zu spät zu kommen?

00:40:23: Sie hatte eigentlich genug Zeit.

00:40:25: Die letzte Schulstunde war ja ausgefallen.

00:40:27: Das heißt, sie war ja eine Stunde zu früh an der Bushaltestelle oder in der Nähe der Bushaltestelle.

00:40:33: Sie wartete ja nur auf ihren normalen Bus, den sie immer nehmen wollte.

00:40:38: Okay, dann nochmal zurück zu Günther Justus.

00:40:42: Hätte er Efi ja nicht einfach mitnehmen können an diesem Nachmittag.

00:40:48: Also ich kann mir nicht vorstellen, nach allem was wir über Günther Justus wissen, dass er diesen Exerzierplatz mit Efi hätte verlassen können, ohne dass es jemand gesehen hätte.

00:40:58: Er war sehr auffällig und er war immer zu Fuß unterwegs.

00:41:01: Er hatte kein Auto, er hätte sie nicht irgendwie mitnehmen können.

00:41:05: Ja okay, dass er überdurchschnittlich auffällig war, das verstehe ich als Argument.

00:41:09: Aber ansonsten... Es liegt ja nahe, irgendjemand hat sie ja anscheinend irgendwie mitgenommen und auch das ist erschreckenderweise ja niemandem aufgefallen.

00:41:20: Aber in der Regel, so ist es ja sehr oft, sind Täter ja auch so unglaublich unauffällig.

00:41:29: Efi ist also im wahrsten Sinne des Wortes plötzlich und ohne Vorwarnung von der Bildfläche verschwunden.

00:41:37: Wenige Wochen nach Efis verschwinden, gibt's immer noch keine Anhaltspunkte.

00:41:42: Selbst in Frankreich wird nach dem Mädchen gesucht.

00:41:45: Doch alle Bemühungen bleiben erfolglos.

00:41:48: Und so werden, zum Entsetzen vieler, die Ermittlungen schließlich eingestellt.

00:41:53: ...

00:41:56: sind die Kinder verschwunden.

00:41:58: Die Polizei hat ermittelt, nichts gefunden und die Ermittlungen eingestellt.

00:42:02: Und dann ist erst mal gar nichts passiert.

00:42:05: Denn sieben Jahre lang, überhaupt nichts passiert, die Ermittlungen waren eingestellt, man hat die Kinder vergessen.

00:42:12: Efis Familie erholt sich nie von dem Verlust, vor allem ihr Vater zerbricht daran.

00:42:18: Früher war ein lebensfroher Mann, ein Spaßvogel, der immer einen Scherz auf Lager hatte.

00:42:23: Die Kinder liebten ihn alle, auch Henry.

00:42:25: Doch seit dem Tag, an dem Efis verschwand, verliert Efis Vater den Halt.

00:42:30: Anfangs nimmt er nur gelegentlich Schmerztabletten.

00:42:34: Es ist Obtalidon gegen die Kopfschmerzen, gegen das Unwohlsein.

00:42:39: Doch schon bald wird aus der Ausnahme die Regel.

00:42:41: Die Tabletten werden zu seinem täglichen begleitern.

00:42:44: Immer öfter bleibt er einfach weg.

00:42:47: Die Kinder suchen ihn dann abends und finden ihn oft auf kalten Parkbänken oder am Waldrand.

00:42:52: Sie bringen ihn dann nach Hause.

00:42:54: Efis Mutter versorgt ihre Kinder.

00:42:57: Sie wirkt dadurch stärker, aber vielleicht täuscht auch das.

00:43:01: Als Evis Großmutter Jahre später im Sterben liegt, da sagt sie, es macht mir nichts aus zu sterben.

00:43:07: Da sehe ich wenigstens die kleine Evi wieder.

00:43:10: Es ist unbeschreiblich, dass Leid einer Familie, die ein Kind auf diese Weise verloren hat.

00:43:17: Und die Jahre später immer noch nicht weiß, lebt dieses Kind noch, lebt unsere Evi?

00:43:22: Oder ist sie tot?

00:43:23: Gibt es noch Hoffnung?

00:43:25: Und ich glaube, man zieht es auch den Kindern heute noch an.

00:43:31: dass sie darunter gelitten haben oder dass das Trauma hervorgerufen hat, die ihr ganzes Leben begleiten.

00:43:39: Traumatisch bis heute traumatisch.

00:43:42: Das ist so fürchterlich.

00:43:44: Es ist so unvorstellbar.

00:43:46: Ich kann es gar nicht ganz an mich ranlassen, so fürchterlich ist es.

00:43:51: Und dann gibt es keine Ermittlungen mehr und dadurch ja dann keine Hoffnung auf Antworten.

00:43:56: Genau, es passiert nichts.

00:43:59: Sieben Jahre ist es nun her, dass Efi spurlos verschwunden ist und in denen sich in dem Fall nichts bewegt hat.

00:44:06: Doch plötzlich tut sich etwas, als niemand mehr Hoffnung hat, dass das Schicksal der drei verschwundenen Kinder von Pirmasens jemals aufgeklärt werden könnte.

00:44:15: Da kommt völlig unerwartet, doch wieder Bewegung in den Fall.

00:44:20: Denn ein neuer Ermittler wird nach Pirmasens versetzt.

00:44:22: Kriminalrat Ernst Fischer.

00:44:24: Er kommt aus Mainz und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er

00:44:39: wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er wird, und er

00:44:53: wird, und er wird, und er wird, und er wird.

00:44:54: Kriminalrat.

00:44:55: Ernst Fischer befasst sich nun intensiv mit dem Verschwinden der drei Kinder vom Permasens.

00:45:00: Und je tiefer er in die drei Fälle eintaucht, desto deutlicher wird seiner Meinung nach, es wurde damals nicht genug getan.

00:45:08: Zu viele Fragen blieben offen, zu viele Spuren blieben unbeachtet.

00:45:12: Die Fälle Walter Broschardt, Klaus Dieter Stark und Evelyn Lübert

00:45:18: wurden

00:45:18: sieben Jahre zuvor zu schnell

00:45:20: abgelegt.

00:45:21: Und der neue Kripo-Chef trifft nun eine Entscheidung, die alles verändern könnte.

00:45:26: Er beschließt, die Ermittlungen noch einmal aufzunehmen.

00:45:30: Zunächst geht Ernst Fischer von einer klaren Hypothese aus.

00:45:34: Ein Täter hat alle drei Verbrechen zu verantworten.

00:45:38: Es gibt seiner Meinung nach zu viele Übereinstimmungen, die sich in allen drei Fällen exakt wiederholen.

00:45:44: Immer Kinder im gleichen Alter.

00:45:46: Immer verschwanden sie in einem engen geografischen Radius.

00:45:50: Und immer verschwanden sie spurlos.

00:45:52: Und alle drei Kinder, Walter, Klaus Dieter und Efi, verschwanden an einem Freitag nachmittag.

00:45:59: Fischer ist überzeugt, der Täter ist nie verschwunden.

00:46:02: Er lebt noch immer hier in der Gegend.

00:46:05: In Pirmasens vielleicht nur ein paar Straßen entfernt.

00:46:09: Und damit steht plötzlich nicht mehr nur die Frage im Raum, was ist damals geschehen, sondern auch... Wer ist das nächste Opfer?

00:46:17: Wenn der Täter hier ansässig ist, dann könnte er jederzeit wieder zuschlagen.

00:46:24: Ernstfischer rollt den Fall noch einmal auf, mit einer Methode, die eigentlich derzeit voraus ist, um den Täter zu finden, greift der Ermittler zu einem Verfahren, das bis dahin in Rheinland-Pfalz noch nie angewendet worden war.

00:46:39: Das sogenannte Check-out-Verfahren.

00:46:42: Die Idee dahinter?

00:46:44: Jeder potenzieller Täter hinterlässt Spuren, und zwar nicht nur am Tatort, sondern auch in seinem Alltag, im Verhalten, im sozialen Gefüge.

00:46:54: Wer für das Verschwinden von Walter, Klaus Dieter und Evie verantwortlich war, der ist nicht unsichtbar.

00:47:02: Man muss ihn nur erkennen.

00:47:04: Und dafür musste man wissen, nach wem suchen wir eigentlich.

00:47:10: Fischer lässt deshalb etwas für diese Zeit völlig Ungewöhnliches anfertigen.

00:47:15: Kein klassisches Phantombild des Täters, sondern eine Art Raster.

00:47:21: Er nennt es Schablone.

00:47:23: Wir würden heute sagen, ein Täterprofil.

00:47:26: Der angenommene Täter ist nach dieser Schablone ein Mann.

00:47:31: Er ist intelligent, er ist.

00:47:34: unauffällig und er ist zwischen fünfzehn und fünfundvierzig Jahre alt.

00:47:38: Er muss in den Jahren nineteenhundertsechzig, nineteenhundertvierundsechzig und nineteenhundertsiebenundsechzig in Pirmasens gelebt haben, also in den Jahren, in denen die drei Kinder verschwunden sind und er muss sich häufig mit Kindern beschäftigt haben.

00:47:53: Wahrscheinlich hat er alle drei verschwundenen Kinder gekannt und sie haben ihn gekannt und er hatte an Freitag, Nachmittagen, Zeit.

00:48:03: Zeit, um Kinder anzusprechen.

00:48:06: Fischer lässt nun einen detaillierten Fragenkatalog entwickeln.

00:48:09: Am Ende kommen er und sein Team auf vierundzwanzig Merkmale, die abgefragt werden sollen.

00:48:15: Das Spektrum der Fragen reicht von auffälligen Faktoren wie Vorstrafen, psychiatrischen Einweisungen oder ungeklärten Ortswechseln bis hin zu Verbindungen mit den Opfern oder möglichen Tatorten.

00:48:28: Jeder Punkt in diesem Fragebogen verfolgt ein Ziel, Eingrenzen, ausschließen und verdichten.

00:48:36: Am Ende soll nur eine kleine Gruppe von Männern übrig bleiben, die als Täter tatsächlich in Betracht

00:48:42: kommen.

00:48:43: Heute würde man diese Checkout-Methode Rasterfahndomennen.

00:48:47: Es geht darum, aus einer breiten Bevölkerungsschicht potenzielle Tatverdächtige herauszufiltern, die einen bestimmten Täterprofil entsprechen, ohne dass es zunächst konkrete Hinweise auf einzelne Personen gibt.

00:49:04: Die Fragebögen sind fertig.

00:49:06: Das ist der entscheidende Schritt für die Suche nach dem Mann, der für das Verschwinden von Walter, Klaus Dieter und Efi verantwortlich sein soll.

00:49:15: Ernstfischer und sein Team sind bereit.

00:49:17: Rund siebentausend Männer, in und um Pirmasens, stehen nun im Fokus.

00:49:23: Sie scheinen nach Meinung der Ermittler in die Schablone bzw.

00:49:27: zu dem Täterprofil zu passen, dass das Team rund um Ernstfischer zuvor entworfen hat.

00:49:34: Und diese siebentausend Männer sollen nun einzeln befragt werden.

00:49:38: Die Suche beginnt und mit ihr wächst die Hoffnung, dass ein jahrelang ungelöster Fall endlich aufgeklärt werden kann.

00:49:48: Ein Polizeiband hat mir erzählt, damals war eben alles lahmgelegt.

00:49:52: Man konnte es zu schnell fahren, es ist einem nichts passiert, weil es gab keine Polizeikontrollen mehr.

00:49:58: Die waren alle damit beschäftigt.

00:50:00: diese sieben tausend Menschen zu verhören und zu befragen.

00:50:06: Und das hat natürlich die kleine Polizeistation in Pirmasens nicht geschafft, sondern dann kam dann halt noch Bergsabern dazu, Kaiserslautern dazu, Landau dazu, Zweibringen dazu, also alle Polizeistationen, die in der Umgebung lagen, die wurden da auch dienstverpflichtet, bei dieser Mammutaufgabe zu helfen.

00:50:29: Wochenlang sind die Polizeibeamten mit ihren Fragebögen unterwegs, um die siebentausenden Männer zu befragen, die zuvor ausgewählt worden waren, weil sie eventuell in die Schablone passen könnten.

00:50:41: Die Polizisten klingeln an Türen, sie stellen Fragen und sie machen sich Notizen.

00:50:47: Details, die jahrelang übersehen wurden, gewinnen plötzlich an Bedeutung.

00:50:52: Und langsam, ganz langsam beginnt sich ein Bild

00:50:55: zu formen.

00:50:58: Die Befragung der Bevölkerung zieht sich über viele Wochen hin.

00:51:02: Die Ermittler sind pausenlos im Einsatz.

00:51:04: Doch schnell wird klar, Permasenz allein reicht nicht.

00:51:07: Der Täter könnte sich auch außerhalb der Stadtgrenzen bewegt haben.

00:51:11: Möglicherweise sogar nur zeitweise hier gewesen sein.

00:51:15: Fischer lässt den Suchradius ausweiten und stößt dabei auf eine weitere Gruppe, die bislang kaum berücksichtigt wurde.

00:51:22: Die Angehörigen der US-Armee.

00:51:25: Denn ganz in der Nähe sind amerikanische Streitkräfte stationiert.

00:51:29: Viele davon waren regelmäßig in Pirmasens unterwegs.

00:51:32: Auch sie werden nun, soweit es möglich ist, befragt.

00:51:36: Wer von ihnen war zur Tatzeit in der Stadt?

00:51:39: Wer hatte Kontakt zu Kindern?

00:51:41: Wer passt in das Raster?

00:51:43: Auch französische Gastarbeiter, die täglich als Grenzgänger aus dem Elsass oder Lotringen in die Region pendeln, geraten nun ins Visier.

00:51:51: Wer arbeitete damals in der Nähe vom Pirmasens?

00:51:55: Wer hatte Kontakt zu Kindern?

00:51:57: Die Ermittler überprüfen zusätzlich alte Hotelregister.

00:52:01: Jeder Gast, der sich zu den relevanten Zeitpunkten im Pirmasens aufgehalten hat, wird erfasst.

00:52:07: Buchungen, Meldezettel, Rechnungen.

00:52:09: Alles wird durchforstet.

00:52:11: Selbst durchreisende, Vertreter, Saisonarbeiter geraten ins Blickfeld, niemand soll übersehen werden.

00:52:18: Tausende Daten, hunderte Gespräche, dutzende Verdachtsmomente.

00:52:23: Nun geht es um jedes Detail.

00:52:26: Wer hat ein Alibi und wer nicht?

00:52:28: Und wer könnte tatsächlich für das Verschwinden von Walter, Klaus Dieter und Efi verantwortlich sein?

00:52:35: Die ermittlergleichen Tausende von Alibis, Zeitangaben und Arbeitsplätze ab.

00:52:40: Am Ende bleiben zwei Männer übrig.

00:52:44: Zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

00:52:47: Und doch beide passen ins Profil.

00:52:50: Einer von ihnen ist der Filmvorführer des Kinos im Pirmasens.

00:52:54: Ein Mann, der jahrelang unauffällig in der Stadt gearbeitet hat und der viele der Pirmasenser Kinder kennt.

00:53:02: Doch nach einigen Wochen intensiver Prüfung ergibt sich, der Filmvorführer hat doch ein Alibi für den Tag von Evis verschwinden.

00:53:11: Und damit scheidet er aus.

00:53:13: Und nun bleibt noch ein Name übrig.

00:53:16: Günther Justus, der Waldmensch.

00:53:19: Der Einzelgänger, der auf Barfuß im Pirmasens unterwegs ist.

00:53:23: Seine Vorgeschichte, seine Lebensweise, sein vertrauter Umgang mit den Kindern, all das passt erschreckend genau in das Profil, das Fischer und sein Team entwickelt haben.

00:53:34: Und für die Freitage, an denen Walter, Klaus Dieter und Evie verschwunden sind, hat Günter Justus kein Alibi.

00:53:42: Justus wird vorgeladen.

00:53:43: Und er muss sich nun den Fragen der Ermittler

00:53:45: stellen.

00:53:53: Das ist doch völlig verrückt.

00:53:55: Von sieben tausend Männern, die befragt wurden, bleiben genau zwei Männer übrig.

00:54:01: Das gibt's

00:54:01: doch gar nicht.

00:54:02: Ja, die Zahl ist ... Die ist ja fast schon absurd, die Zahl.

00:54:07: Am Ende nur einer.

00:54:08: Der Filmverführer hatte ja dann doch noch ein Alibi.

00:54:11: Das muss man unbedingt sagen.

00:54:13: Ein belastbares Alibi.

00:54:15: Das heißt, das konnte überprüft werden.

00:54:18: Also ... Belege und auch Zeugenaussagen stützen dieses Alibi.

00:54:23: Das ist also einwandfrei anscheinend

00:54:25: gewesen.

00:54:26: Ja, Justus war ja jedes Mal überprüft worden, wenn eines der Kinder verschwunden war.

00:54:31: Aber jedes Mal hatte man ihn wieder laufen gelassen, weil ihm nichts nachzuweisen war.

00:54:37: Trotzdem hat er auch schon damals seltsame Aussagen

00:54:41: gemacht,

00:54:42: die dem Team von Ernst Fischer bei der erneuten Durchsicht jetzt sehr aufgefallen waren.

00:54:47: Er hatte sich ja in der Suche nach Walter beteiligt und er soll laut den Akten gesagt haben wörtlich, ich suche den, der den Walter gefesselt hat.

00:54:59: Ich werde ihn finden und ihm die Fesseln aufschneiden.

00:55:03: Damals wirkte das dann anscheinend wie das wirrige Rede eines Sonderlings, die Ermittler rund um Ernst Fischer haben diese Aussage aber nun, dreizehn Jahre nach Weiters verschwinden, ganz anders bewertet.

00:55:16: Sie messen diesen Worten jetzt eine große Bedeutung zu.

00:55:20: Ja, und es gibt noch eine weitere Aussage nach dem Verschwinden von Klaus Dieter Stark, sagte Günter Justus laut der alten Protokolle.

00:55:29: Ich glaube, dass ich auf dem Klaus draufgelegen habe.

00:55:33: Und auch dieser Satz lässt die Ermittler nun natürlich aufhorchen.

00:55:37: Ja, der lässt ja noch viel mehr aufhorchen.

00:55:40: Der ist sehr verstörend des Satz.

00:55:42: War das jetzt irgendwie ein Versprecher?

00:55:44: War das eigentlich schon halbes Geständnis?

00:55:47: Wir kennen jetzt heute den Zusammenhang nicht, in dem diese Sätze gesagt wurden, das ist wichtig, das anzumerken.

00:55:54: Aber für die Kriminalpolizei ist es einfach sehr verdächtig und das ist auch nachvollziehbar.

00:56:01: Also für die Ermittler steht fest, diese beiden Aussagen passen in das Muster des Täters.

00:56:07: Henry erinnert sich noch gut daran, wie entsetzt er war, als er hörte, dass der Waldmensch von Pörmersens nun der Hauptverdächtige war.

00:56:17: Und ich selbst kannte den Verdächtigen, auch jeder kannte den.

00:56:21: würde nicht sein, ich war mit Justus befreundet, weit entfernt, ich kannte ihn halt.

00:56:25: Und ich kann den nur als sehr netten, immer lächelnden Menschen, der halt auch zu unserer Gruppe stieß, gelegentlich nicht immer, aber gelegentlich war er halt auch da.

00:56:42: Die Ermittler verhören Günther Justus Stunde um Stunde, Woche um Woche.

00:56:47: Am Ende sind es Über sechshundert Stunden Befragung.

00:56:53: Doch so herausfordernd diese Gespräche auch sind, Justus schweigt.

00:56:57: Es gibt keine Geständnisse, immer noch keine Leichen und auch keine belastbaren Spuren.

00:57:03: Der Fall droht erneut zu kippen, wie schon Jahre zuvor.

00:57:08: Doch dann greifen die Ermittler zu einem ungewöhnlichen Mittel zu einem Trick.

00:57:12: Sie inszenieren eine gezielte Falschmeldung.

00:57:15: In einer örtlichen Tageszeitung erscheint ein Artikel.

00:57:19: Knochen im Wald gefunden, so lautet die Überschrift.

00:57:22: Daneben befindet sich ein Foto, auf dem menschliche Knochen zu sehen sind.

00:57:27: Dieser Knochenfund ist frei erfunden und die Meldung ist eine bewusste Falschinformation inszeniert von den Ermittlern.

00:57:34: Ihr Ziel ist es, Günter Justus aus der Reserve zu locken.

00:57:38: Sie beobachten Justus, als er in einer Vernehmungspause die Zeitung aufschlägt.

00:57:43: Sie sind der Meinung, dass seine Reaktion ihm verraten würde.

00:57:47: Und tatsächlich beginnt Justus zu zittern, als er den Artikel über den angeblichen Knochenfund liest.

00:57:52: Dann sieht er sich hektisch um und wird nervös.

00:57:56: Danach legt er die Zeitung beiseite und verlässt den Raum.

00:57:59: Ja, aber was ist das jetzt für ein Beweis?

00:58:01: Also... Ich würde in der Situation wahrscheinlich auch zittern, wenn ich das in der Zeitung lesen würde.

00:58:07: In meinem Wald, wo ich da lebe, sind menschliche Knochen gefunden worden.

00:58:11: Vielleicht ist er einfach nur sehr gefühlvoll.

00:58:16: Zumal er ja die beiden Jungs kannte.

00:58:18: Reicht

00:58:19: das jetzt, um jemanden des dreifachen Mordes zu überführen?

00:58:24: Die Einwohner vom Pirmasens, das finde ich nach wie vor beachtlich, die sind gespalten.

00:58:29: Es gibt zwei Lager in dieser Stadt.

00:58:31: Die einen sind von der Unschuld ihres Waldmenschen überzeugt.

00:58:35: Und die anderen sind froh, dass endlich ein Täter gefunden wurde.

00:58:39: Für die Ermittler und für die Staatsanwaltschaft ist der Fall inzwischen klar.

00:58:44: Justus wird

00:58:45: angeklagt.

00:58:47: Von Anfang an hatte ich das nicht geglaubt.

00:58:49: Als ich zum ersten Mal gehört habe, habe ich gedacht, das kann nicht sein, das ist unmöglich.

00:58:53: Ja, da war ich nicht allein mit diesem Gedanken.

00:58:57: Da waren sehr viele, die in Permanent gedacht haben, das ist unmöglich, das kann da nicht gewesen sein.

00:59:03: Meine Mutter allerdings war fest davon überzeugt, dass der Justus der Täter war, aber vielleicht eher nicht aus Gründen der Beweislage, sondern eher, weil man dringend einen Täter gesucht hat und zwar irgendwie befreiend, dass man dann einen Täter gefunden hat.

00:59:21: Justus wird vor Prozessbeginn nicht in einer Haftanstalt untergebracht, sondern in einer psychiatrischen Klinik.

00:59:27: Hier finden die Befragungen statt und hier werden einige psychiatrische Gutachten erstellt.

00:59:34: Zur gleichen Zeit befindet sich auch Evis Vater in dieser Einrichtung.

00:59:38: Er ist dort, um eine Entzugstherapie zu beginnen und sich dabei begleiten zu lassen.

00:59:43: Ein Zufall, ein Versäumnis oder ein schockierender Mangel an Sensibilität gegenüber einer trauernden Familie.

00:59:51: Was auch immer der Grund war, es kommt zum Eklat.

00:59:54: Efis Vater und Günter Justus begegnen sich auf einem Flur in der Klinik.

00:59:59: Und Efis Vater erkennt Justus.

01:00:02: Er stellt ihn zur Rede und macht ihm bittere Vorwürfe und schließlich verliert er die Kontrolle.

01:00:08: Die Situation eskaliert, es kommt zu Handgreiflichkeiten.

01:00:12: Nur mit Mühe gelingt es dem Klinikpersonal, die beiden Männer zu trennen.

01:00:17: Wenige Tage später wird Günter Justus in eine andere Einrichtung verlegt.

01:00:22: Also ich befürchte am ehesten, dass das reine Schlampperei war und ich finde es echt unmöglich.

01:00:27: Also kannst du das vorstellen, wie respektlos das diesem Vater gegenüber ist.

01:00:34: Der wird verdächtigt, Günter Justus sein Kind ermordet zu haben und der begegnet dem da.

01:00:42: Ich hoffe jetzt nicht, dass es so ist, dass sie das extra gemacht haben, um den zu provozieren.

01:00:47: Also das wäre ja,

01:00:49: ich

01:00:50: weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll.

01:00:52: Also so oder so, absolutes No-Go, dass sie das gemacht haben.

01:00:57: Oder dass das passiert ist, wie auch immer.

01:01:00: Der Prozess gegen Günther Justus beginnt am neunten März, neunzehnhundertsechsundsebzig.

01:01:05: Justus steht unter dem Verdacht, drei Kinder getötet zu haben.

01:01:09: Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, aus Mordlust und aus niedrigen Beweggründen heimtückisch gehandelt zu haben.

01:01:16: Doch die Beweislage ist dünn.

01:01:17: Es gibt noch immer keine Leichen, keine Spuren und kein Geständnis.

01:01:23: Der Prozess findet vor der großen Strafkammer des Landgerichts zwei Brücken statt, etwa dreißig Kilometer von Pirmasens entfernt.

01:01:31: An den Verhandlungstagen reisen viele Pirmasenser an.

01:01:34: um den Verlauf des Verfahrens zu verfolgen.

01:01:37: Viele bringen sogar ihre Kinder mit in den Gerichtssaal.

01:01:41: Und dort in dem Gerichtssaal kommt es zu ungewöhnlichen Szenen.

01:01:45: Immer wenn Günter Justus in den Saal geführt wird, klatschen die Kinder aus Pirmasens Beifall.

01:01:51: Und auch die Erwachsenen sind größtenteils auf seiner Seite.

01:01:55: Ein Zuschauer ruft einmal laut, retten sie diesen armen Mann vor dem karriersüchtigen Kriminalbeamten.

01:02:03: Damit ist natürlich Ernst Fischer gemeint, der Leiter der Ermittlungen und der Polizei im Permasens.

01:02:09: Für viele war er der Inbegriff des harten Fahnders.

01:02:13: Es ist noch ganz wichtig zu erwähnen, Justus galt schon zu Beginn des Verfahrens als schuldunfähig, denn Mitte der fünftiger Jahre wurde er ja wegen einer psychotischen Erkrankung in verschiedenen Kliniken behandelt.

01:02:26: Was heißt denn psychotische Erkrankung?

01:02:28: Was hatte er?

01:02:29: Wir wissen es natürlich nicht genau, aber ich So wie ich es verstanden habe, waren das Warenvorstellungen, Halluzinationen.

01:02:36: Also er war aber abgedreht, dass er den Kontakt zur Realität verloren.

01:02:43: Aber nur Phasenweise?

01:02:44: Für eine längere Zeit, in der er tatsächlich auch in der Klinik war.

01:02:48: Und als er dann zurückkam nach Pirmasens, das haben wir ja vorhin auch gehört, hat er, da war er verändert und hatte dann sich von der, aus der Gesellschaft verabschiedet.

01:02:59: Er scheint ja trotzdem für die Leute nicht angsteinflößend gewesen zu sein.

01:03:02: Überhaupt

01:03:03: nicht.

01:03:03: Und jeder

01:03:04: gewisse

01:03:06: über seine Geschichte Bescheid, auch über seine Krankengeschichte.

01:03:09: Ich finde das jetzt mal abgesehen von dieser ganzen fürchterlichen Geschichte hier, finde ich das eigentlich von dieser Stadt, um es mal so umgangssprachlich zu sagen, ziemlich

01:03:19: cool,

01:03:20: diese Haltung gegenüber diesem Sonderling jetzt nicht falsch verstehend.

01:03:24: Ich klamme das jetzt mal aus von dem Thema einfach, dass da so jemand ist, der so anders ist.

01:03:29: und denen die Leute aber in seinem Anderssein so annehmen.

01:03:32: Alle.

01:03:33: Ja.

01:03:33: Und es wäre so einfach, Ihnen als Bauernopfer so als schnellenschuldigen heranzuziehen.

01:03:37: Total.

01:03:38: Also da kommen wir wieder zu diesem Thema, wie es in Filmen und Büchern ja immer verarbeitet wird.

01:03:45: Der Sonderling, auf den dann alle einprügeln.

01:03:49: Wäre das jetzt ein großer, fiktionaler...

01:03:52: Krimi,

01:03:53: dann würde der irgendwann vor Verzweiflung ein Suizid begehen.

01:03:57: wahrscheinlich, so ist es dann oft dargestellt und dann würden sie merken, oh, es war jemand anders.

01:04:03: Ja, aber das ist wieder der Bereich der Fiktion.

01:04:07: Wir sind leider in der harten Realität.

01:04:10: Also in zwei Brücken findet gar kein regulärer Strafprozess statt, dadurch, dass er als schuldunfähig gilt.

01:04:17: Genau, und deshalb gibt es auch keine Anklageschrift und keinen Angeklagten, sondern lediglich eine Antragsschrift und einen Betroffenen.

01:04:25: Es geht also in diesem Verfahren formal gar nicht darum, Justus ins Gefängnis zu bringen, sondern um die Frage muss er dauerhaft in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden.

01:04:36: Denn es handelt sich nicht um ein klassisches Strafverfahren, sondern um ein sogenanntes Sicherungsverfahren, ein Verfahren für Fälle, in denen der Angeklagte als schuldunfähig gilt.

01:04:47: Wenn das Gericht am Ende überzeugt ist, dass er die Taten begangen hat, dann kann das Gericht seine Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik anordnen.

01:04:59: Es geht dabei nicht um Bestrafung, es geht darum, weitere Taten zu verhindern.

01:05:05: Schon vor dem ersten Verhandlungstag hat sich die Boulevardpresse auf Justus eingeschossen.

01:05:10: In grellen Schlagzeilen heißt es beispielsweise in der Bildzeitung, gequält, getötet, wie viele Kinder hat Justus in seine Höhle gelockt.

01:05:19: Auch die anderen überregionalen Medien lassen keinen Zweifel daran, wen sie für den Täter halten.

01:05:25: Die Empörung ist groß und die Erwartungen sind klar.

01:05:28: Schuldspruch und Sicherungsverwahrung für Günther Justus.

01:05:32: Was die Reporter von außerhalb jedoch übersehen und was auch die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei bald zu spüren bekommen, das ist die Haltung der Pirmasensor selbst.

01:05:43: Für sie ist Günther Justus nicht das Monster, das man aus sie machen will.

01:05:47: Für sie ist er der stille Waldmensch, der seit Jahren am Stadtrand lebt, zurückgezogen, ein wenig seltsam vielleicht, aber immer freundlich, hilfsbereit, unauffällig und sanft.

01:05:59: Und sie wollen ihn nicht verurteilen.

01:06:01: Nicht ohne Beweise, doch genau die fehlen.

01:06:05: Und nur zum Verständnis, wir wollen es einfach so objektiv wie möglich wiedergeben, wie die Situation damals war.

01:06:13: Also ich erlaube mir vor allem in dieser Geschichte nicht ansatzweise gerade eine persönliche Meinung oder Färbung oder so.

01:06:23: Ich schieb das immer weg, wenn es aufkommt.

01:06:25: Ich versuch's einfach, objektiv darzustellen und du ja genauso.

01:06:29: Also, Justus genießt das Vertrauen und das Wohlwollen der Bürger von Pirmasens.

01:06:34: Einige Bürger stehen nun im Zeugenstand.

01:06:38: Aber sie alle schildern Justus als liebevollen und stillen Waldmenschen, als Freund und Helfer der Kinder, wo es nie irgendeine Auffälligkeit oder auch irgendein seltsam Bericht der Kinder gegeben hat, als jemanden, der noch nie unangenehm aufgefallen war.

01:06:55: Die Staatsanwaltschaft wirkt zunehmend isoliert.

01:06:58: Der Verdach, den sie mit Nachdruck vertritt, steht im Kontrast zu dem Bild, dass alle Zeugen zeichnen.

01:07:05: Es gibt keine Hinweise auf übergriffiges Verhalten, es gibt keine bekannten Vorfälle, auch nicht aus der Vergangenheit und es gibt noch nicht mal irgendwelche dunklen Gerüchte.

01:07:17: Die Beweislage ist nicht nur dünn, Es gibt eigentlich gar keine.

01:07:22: Es gibt nur die Tatsache, dass Günter Justus unter sieben Tausend Männern in der Umgebung der Einzige ist, der diesen Täterprofil, der Kripo, entspricht.

01:07:34: Am vorletzten Verhandlungstag kommt es zu einer Wende, die alle im Saal sprachlos macht.

01:07:40: Denn ausgerechnet der Staatsanwalt selbst beantragt den eigenen Antrag seiner Behörde.

01:07:46: also den Antrag der Staatsanwaltschaftsweibrücken vom threißigsten Oktober nineteenhundertvierundsiebzig abzulehnen.

01:07:53: Also den Antrag, auf dem dieses ganze Verfahren basiert und nach dem Justus auf Dauer in eine psychiatrische Klinik hätte eingewiesen werden sollen.

01:08:03: Das ist aber jetzt sehr ungewöhnlich, ne?

01:08:05: Das ist ein völlig überraschender Kurswechsel.

01:08:08: Noch Wochen zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Zwerbrücken genau diese Maßnahme gefordert, eine dauerhafte Unterbringung von Günther Justus in einer psychiatrischen Klinik.

01:08:18: Und nun diese Kehrtwende.

01:08:21: Und das Gericht, das folgt dem Antrag, die Einweisung wird abgelehnt.

01:08:26: Das hört sich für mich ein bisschen danach an, dass die Staatsanwaltschaft im Vorfeld des Prozesses so auch auf den Eingeschworen wurde, um bestimmtes Briefing erhalten hat und sich da auch schon so ein Bild im Kopf geformt hat.

01:08:40: Und jetzt in diesem Verfahren, wo man mit den Menschen wirklich spricht, merkt man, dass sich dieses Seltsame Bild eines angeblichen Monsters, dass sich das so

01:08:51: in Luft auflässt.

01:08:52: Ja, nicht halten lässt.

01:08:54: Das bedeutet, Günter Justus ist

01:08:56: frei.

01:08:57: Ja, er ist jetzt ein freier Mann, er gilt nun offiziell als unschuldig.

01:09:02: Ja, alles sehr seltsam, aber eben nochmal, nur weil jemand in einem Profil in ein Raster passt, muss er noch lange kein Mörder sein.

01:09:11: Und das war hier eben das Problem und das fiel jetzt eben auch der Staatsanwaltschaft auf.

01:09:17: Günter Justus war von außen gesehen der perfekte Täter, hätte man sich vorstellen können, aber es gibt nicht einen einzigen echten Beweis dafür.

01:09:28: Gleichzeitig betont das Gericht aber, dass das ganze Verfahren gerechtfertigt gewesen sei.

01:09:34: Es habe ausreichend Anknüpfungspunkte für eine mögliche Tatbeteiligung gegeben, die nur in einer Hauptverhandlung hätten geklärt werden können.

01:09:43: Vor der großen Strafkammer des Landgerichts zwei Brücken spielen sich nun ungewöhnliche Szenen ab.

01:09:48: Nach der Verkündung erheben sich zahlreiche Zuschauer im Saal.

01:09:52: Sie klatschen.

01:09:53: Es brandet Applaus auf.

01:09:55: Nicht etwa für die Richter, nicht für die Staatsanwaltschaft, nicht für den Anwalt, sondern für den Angeklagten.

01:10:01: Eine Frau tritt nach vorn.

01:10:03: In der Hand hat sie einen kleinen Strauß mit Wiesenblumen.

01:10:06: Er ist für Günter Justus.

01:10:09: Okay, das ist eine Wendung.

01:10:11: Es ist mir aber auch, ehrlich gesagt schon, wenn ich mir so vorstelle, ein bisschen zu theatralisch genau in die andere Richtung alles.

01:10:17: Also da würde man sich auch da, man würde sich einfach so ein bisschen Neutralität wünschen, so schwierig das sein mag.

01:10:24: Also hier ist ein Außenseiter in Verdacht geraten, aber... Ja, die Zeugen haben letztendlich dafür gesorgt, dass er nicht verurteilt wurde, nur weil er in eine Raster in diese sogenannte Schablone gepasst hat.

01:10:37: Genau, sie haben Beweise gefordert und die gab es zu keinem Zeitpunkt.

01:10:42: Also ja, eine profane Erkenntnis auch hier wieder.

01:10:47: Also wer anders lebt, wer sich einfach zurückzieht aus einer Gesellschaft, vielleicht nicht ganz dazugehört, der kann.

01:10:54: Ich finde, auch das ist aber nachzuvollziehen, muss man auch andererseits sagen, schnell zur Projektionsfläche für das, was wir nicht verstehen werden oder nicht verstehen wollen.

01:11:06: Das ist hier anscheinend auch einem Fachmann, dem Kripobeamten, passiert.

01:11:13: Aber in der nachträglichen Bewertung der Ermittlungen ist es nicht der entscheidende Punkt.

01:11:18: Das Entscheidende ist sicherlich, dass Ernstfischer eben davon ausging, dass es nur einen einzigen Täter gab.

01:11:27: Diese gesamte Ermittlung war darauf zugeschnitten, dass es dieses gemeinsame Muster gab.

01:11:32: Alle drei Kinder im gleichen Alter, alle waren an einem ähnlichen Ort verschwunden, alle an einem Freitag.

01:11:39: Aber das kann auch Zufall gewesen sein.

01:11:42: Die Ermittlungen waren eben jetzt ausgelegt auf den einen Täter und dadurch, und das das Fatale blieb, sicherlich vieles umbeachtet, wenn man dann eben sagt, das waren vielleicht doch unterschiedliche Täter.

01:11:56: Also jetzt zum Beispiel, jemand hatte für zwei der Tat freitag in Alibi, aber nicht für den dritten.

01:12:04: Für die Ermittler war dann diese Person unschuldig, denn ihrer Meinung nach musste er der Täter an allen drei Freitagen ohne Alibi gewesen sein.

01:12:12: Also nur mal als Beispiel.

01:12:14: Oder einer der Befragten kannte Walter, hatte aber überhaupt keinen Bezug zu Klaus Dieter oder Efi.

01:12:20: Und damit fiel auch diese Person aus dem Raster.

01:12:24: Es gibt eben auch die anderen Hypothesen und in die Richtung wurde einfach objektiv zu wenig ermittelt.

01:12:31: und Gott sei Dank leben wir ja in einem Land wo sich dann letztendlich nach stichfesten Beweisen gerichtet werden muss.

01:12:39: und die gab es ja nicht.

01:12:41: In dem Fall der verschwundenen Kinder von Pirmasens wurde nach dieser Verhandlung nie wieder ermittelt.

01:12:47: Bis heute weiß man nicht, was damals geschehen ist.

01:12:51: Ja, eine Frage, die bleibt, könnten diese Kinder vielleicht noch leben?

01:12:57: Die Kriminalpolizei gingen nie davon aus, dass die Kinder noch im Leben sind.

01:13:01: Aber bis heute sind ihre Leichen nicht gefunden worden.

01:13:04: Und deshalb ist es tatsächlich nicht ausgeschlossen.

01:13:07: Aber es ist sehr unwahrscheinlich.

01:13:09: Trotzdem gab es lange Zeit Gerüchte in der Stadt, dass die Kinder ins Ausland entführt worden waren und dort bis heute leben.

01:13:16: Aber

01:13:17: Gerüchte, Gerüchte.

01:13:19: Effis Geschwister haben ihre Schwester nie vergessen.

01:13:21: Das Verschwinden von Effi hat eine Lücke in die Familie gerissen, die bis heute nicht geschlossen ist.

01:13:27: Iffis Vater starb später in einem Kaufhaus.

01:13:30: Und zwar in dem Kaufhaus, in dem seine Tochter das letzte Mal lebend gesehen worden war.

01:13:35: Er fuhr mit der Rolltreppe nach oben und stürzte.

01:13:38: Dabei verletzte er sich am Kopf.

01:13:40: Er verlor das Bewusstsein und starb, ohne noch einmal aufzuwachen.

01:13:44: Das ist unfassbar und unfassbar traurig, finde ich das auch.

01:13:48: Iffis Mutter starb kurz nachdem ihr jüngstes Kind aus dem Haus war.

01:13:53: Eine gewisse Erlöhung zu geben.

01:13:56: Ich glaube, Ihre Geschwister werden schon da los, wenn sie Würsten, man würde sie irgendwo finden, wenn sie Würsten, was mit ihr passiert ist.

01:14:04: Auch die Angehörigen von Walter Broschert haben den Schmerz, den das seltsame Verschwinden des Jungen hinterlassen hat, bis heute nicht verarbeiten können.

01:14:13: Auch sie können nicht abschließen, solange nicht geklärt ist, was mit ihm geschehen ist.

01:14:18: Und solange es kein Grab gibt, an dem sie um ihn trauern können.

01:14:22: Ja, über die dritte Familie, die Familie von Klaus Dieter wissen wir nichts, aber natürlich ist anzunehmen, dass es seiner Familie bis heute genauso geht wie den Familien von Effi und weiter.

01:14:36: Günther Justus, der Außenseiter der Sonderling, lebte noch viele Jahre zurückgezogen im Wald und erst, als es nicht mehr anders ging, zog er in einen Seniorenheim in Pirmasens.

01:14:46: Dort verbrachte er seine letzten Lebensjahre.

01:14:49: Viele Menschen in der Stadt erinnern sich an ihn, auch die Jüngeren, denn man begegnete ihm oft im Wald oder auf den Plätzen der Stadt.

01:14:57: Justus galt bis zum Schluss immer als äußerst freundlich, höflich und zuvor kommt.

01:15:03: Das Schicksal seiner Kusine Efi hat Henry Haug nie losgelassen.

01:15:06: Im Jahr im Jahr im Jahr zwei Tausend Vierundzwanzig drehte er einen Film, in dem er ihre Geschichte erzählte.

01:15:13: Dieser Film von Henry Haug wurde im März zwei Tausend Vierundzwanzig in einem Kino in Kürmersens gezeigt.

01:15:19: Die Resonanz war enorm.

01:15:21: Es gab zwanzig Vorstellungen und die waren alle bis zum letzten Platz ausverkauft.

01:15:26: Fünf Tausend Menschen haben den Film damals gesehen.

01:15:30: Und viele der Zuschauer, die an diesen Abend in dem Kinosaal saßen, die erinnerten sich noch genau an Walter, Klaus Dieter und Evelyn.

01:15:38: Viele von ihnen waren Verwandte, Freunde, Nachbarn oder frühere Klassenkameraden der verschwundenen Kinder und mit deren Geschichte aufgewachsen, ohne je.

01:15:47: eine Antwort erhalten zu

01:15:48: haben.

01:15:50: Eine Antwort auf die Frage, was damals geschehen ist.

01:15:53: Die gibt's bis heute nicht.

01:15:56: Diese drei Kinder wurden nie gefunden.

01:15:58: Ein Täter wurde nie ermittelt.

01:16:00: Und natürlich erscheint es heute immer unwahrscheinlicher, dass der oder die Täter noch gefunden werden oder überführt werden können.

01:16:10: Wir können hier an dieser Stelle nicht mehr tun, als an diese drei Kinder zu erinnern mit dieser Geschichte von ihnen.

01:16:17: damit ihre Namen nicht vergessen werden.

01:16:20: Walter Broschardt, Klaus Dieter Stark und Evelyn Lübert.

01:16:25: Sie verschwanden in einer Stadt voller Menschen, aber niemand hat etwas gesehen.

01:16:30: Niemand hat etwas bemerkt, was geschehen war, mitten am helllichten Tag.

01:16:36: Wenn ihr uns schreiben wollt zu dieser Geschichte oder zu anderen Themen, dann macht es bitte an infoetspurlos.de

01:16:46: Und alle weiteren Informationen gibt es in den Shownotes.

01:16:50: Ich möchte mich bei allen Beteiligten, die uns im Vorfeld und bei der Recherche dieser Geschichte geholfen haben, ganz herzlich bedanken.

01:16:57: Auch bei Henry und bei dir fürs Mit erzählen, Silvi.

01:17:01: Ich danke dir, Julia.

01:17:04: Danke an euch fürs Zuhören.

01:17:05: Bis ganz bald und passt aufeinander auf.

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